Seit Tagen halten europäische Kriegsschiffe einen chinesischen Handelsfrachter in internationalen Gewässern fest. Angeblich soll die mit russischem Dünger beladene Yi Peng 3 (225  Meter lang, 32 Meter breit) absichtlich zwei wichtige Datenkabel auf dem Meeresboden der Ostsee durchtrennt haben.

Nun berichtet die US-Zeitung „Wall Street Journal“: Der Mega-Frachter, der am 15. November den russischen Ostseehafen Ust-Luga verließ, hat seinen Anker 111 Meilen (180 Kilometer) über den Meeresboden gezogen, um die Kabel zu sabotieren.

Möglicher Auftraggeber: Wladimir Putins (72) Geheimdienst. Bestätigt sich der Verdacht, ist es eine weitere Attacke Russlands auf für Europa extrem wichtige Infrastruktur.

„Es ist höchst unwahrscheinlich, dass der Kapitän nicht bemerkt hat, dass sein Anker fiel und auf dem Boden schleifte und die Kabel zertrennt hat“, sagte einer der Ermittler laut der Wirtschaftszeitung. Denn dies hatte die Geschwindigkeit des Frachters stundenlang stark verringert.

Der Schaden an den Untersee-Kabeln ereignete sich am 17. und 18. Oktober in schwedischen Gewässern. Das erste Kabel wurde zwischen Schweden und Litauen durchtrennt. Genau in dieser Zeit wurde der Transponder, der die Bewegungen des Schiffes aufzeichnet, abgestellt. Seefahrt-Experten sprechen in solchen Situationen von einem „dunklen Vorfall“.

Doch laut Satelliten stellt sich heraus: Obwohl das Tempo des Schiffes stark gedrosselt wurde, fuhr die Yi Peng 3 weiter – bis es zwischen Deutschland und Finnland ein weiteres Kabel durchtrennte. Dann setzte sie ihre Fahrt im Zick-Zack-Kurs fort und hob den Anker.

Kreml streitet Vorwürfe ab

„Angesichts des milden Wetters und der überschaubaren Wellen ist die Wahrscheinlichkeit eines versehentlichen Ankerschleifens minimal“, erklärte die Analyse-Firma Kpler, die Echtzeitdaten zur internationalen Schifffahrt erstellt, gegenüber dem Wall Street Journal.

Russland streitet jede Beteiligung ab. „Absurde, unbegründete Anschuldigungen“, heißt es aus dem Kreml. Aber: An Bord des Chinesen-Frachters sind russische Matrosen.

Laut Seerecht können die Nato-Schiffe die Yi Peng 3 nicht zwingen, in einen ihrer Häfen einzulaufen. Deutsche und schwedische Behörden verhandeln deshalb mit dem Schiffseigner, um auf das Schiff zu dürfen. Das deutsche Patrouillenschiff „Bamberg“ soll zudem vor Ort sein, um den Vorfall mit Unterwasser-Drohnen zu untersuchen.