Seitdem Wladimir Putin (72) seinen mörderischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet hat, rauscht der Rubel mächtig ab. Aktuell erlebt die russische Währung erneut einen derben Dämpfer. Seit Anfang August hat der Rubel fast ein Viertel seines Wertes verloren. Der Kurs brach seit dem Sommer im Vergleich zum US-Dollar und dem chinesischen Yuan um mehr als 24 Prozent ein.
Ein neuer Tiefpunkt am Mittwoch: Für einen US-Dollar mussten 106,40 Rubel bezahlt werden – 0,86 Prozent mehr als am Vortag. Weniger war der Rubel zuletzt im März 2022 gewesen, also unmittelbar nach Beginn der russischen Invasion. Im Vergleich zum Yuan fiel er um 0,51 Prozent auf 14,74 und damit ebenfalls auf den niedrigsten Stand seit mehr als zweieinhalb Jahren.
Inflation droht weiter anzusteigen
Eigentlich hatten Experten dem Rubel zugetraut, die 100er-Marke zum Dollar nicht zu überschreiten. Nun kracht Putins Währung weiter runter – und droht somit die Inflation weiter anzuheizen.
Denn Importe werden dadurch teurer. Die Zentralbank schätzt, dass eine Rubel-Abwertung um zehn Prozent die Inflationsrate um 0,5 Prozentpunkte erhöht. Der Ökonom Jewgeni Kogan besorgt: „Für die Zentralbank stellt dies eine Herausforderung im Kampf gegen steigende Preise dar.“ Die Währungshüter versuchen gegenzuhalten, indem sie ihren Leitzins auf 21 Prozent heraufgesetzt haben – den höchsten Stand seit 2003.
Einige Analysten sagen nun voraus, dass der Rubel noch vor Jahresende auf einen Wert von 115 bis 120 zum Dollar abrutschen könnte. Um das zu verhindern, könnten etwa die Exporteure dazu gezwungen werden, mehr Devisen zu verkaufen.
Internationale Sanktionen verstärken den Kursverfall
Der jüngste Kursverfall des Rubels wurde durch die neuen Sanktionen gegen den russischen Finanzsektor verstärkt. Das führt Analysten zufolge zu Unterbrechungen von Zahlungen für den Außenhandel – insbesondere für Öl und Gas.
Die meisten russischen Großbanken – darunter jetzt auch die Gazprombank – sind mittlerweile von US-Sanktionen betroffen und können daher keine Banktransaktionen in Dollar ausführen. Die einzige verbliebene Möglichkeit für sie, mit Devisen zu handeln, ist die Einfuhr großer Mengen an Dollar-Bargeld.
Finanzminister Anton Siluanow erkennt in der Rubel-Schwäche einen Vorteil. „Ich sage nicht, ob der Wechselkurs gut oder schlecht ist“, sagte er am Dienstag auf einer Finanzkonferenz in Moskau. „Ich sage nur, dass der Wechselkurs heute für Exporteure sehr, sehr günstig ist.“ Zudem hilft das der russischen Regierung dabei, mehr staatliche Einnahmen aus Energiesteuern und Exportzöllen zu erzielen.
„Der Hauptgrund für eine so deutliche Abschwächung ist unserer Meinung nach, dass diese erwünscht ist“, sagte Analyst Nikolai Dudschenko vom Finanzhaus Finam. „Der Wechselkurs ist sehr förderlich für den Ausgleich des Haushalts.“