Zuversicht klingt anders. Und es klingt auch wenig nach besonderes starkem Rückhalt für Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD).

SPD-Urgestein Peer Steinbrück (77), Ex-Bundesfinanzminister und unterlegener Kanzlerkandidat von 2013, sieht seine Partei bei der anstehenden Bundestagswahl in der Außenseiterrolle. Zuletzt lag die SPD in Umfragen gerade einmal bei 12 und 15 Prozent.

Eine Aufholjagd wie 2021, als die SPD mit Spitzenkandidat Scholz letztlich bei 25,7 Prozent landete, schließt Steinbrück aus. „Die SPD ist der Outsider, und die Union ist der Favorit“, sagte er Dienstagabend bei „Maischberger“. Im Gegensatz zu 2021 werde dieser Wahlkampf vom Thema Wirtschaft dominiert.

„Warum sollten wir Olaf Scholz wählen?“, fragte Moderatorin Sandra Maischberger (58) ganz direkt. Bei dieser Frage windet sich Steinbrück: „Auf manchen Feldern hat er sich kompetent erwiesen. Auf anderen Feldern wird eine Kritik geäußert, wo ich die Urteilsfähigkeit aller Beteiligten nicht beleidigen will. Da ist die Unzufriedenheit massiv.“

Es sei die Entscheidung der Wähler, ob man Scholz wählt oder den CDU-Herausforderung Friedrich Merz (68). Steinbrück: „Und das ist eine Abwägung, die jeder für sich selbst trifft.“

Dass sich Scholz trotz der SPD-internen Debatte um die Kanzlerkandidatur gegen den von vielen erhofften Verteidigungsminister Boris Pistorius (64) durchgesetzt hat, wundert Steinbrück nicht. „Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie ein Wahlkampf hätte aussehen können, wo ein amtierender Bundeskanzler parallel es mit einem anderen Kanzlerkandidaten der SPD zu tun hat.“ Das wäre eine „vorzeitige Demontage“.

Späte Reaktion der SPD-Parteiführung

Allerdings habe die SPD-Führung zu spät reagiert, die Personaldebatte an der Basis einzufangen. Von Schuld wolle er nicht sprechen. Nur so viel: „Der Senf ist aus der Tube, und Sie kriegen den Senf nicht wieder in die Tube rein. Also, was soll’s. Man sollte wenigstens jetzt nicht mehr in den Senf hineintreten.“

Nun werde Wahlkampf gemacht. Steinbrücks Wunsch: „Hoffentlich wird es nicht eine surreale Krönungsmesse am 11. Januar, das wäre lächerlich.“ An dem Tag kürt die SPD in Berlin endgültig Olaf Scholz zum Spitzenkandidaten.