Es war eine der symbolträchtigsten Schlachten in den ersten Tagen des Großangriffs Russlands auf die Ukraine: der Kampf um die ukrainische Schlangeninsel im Schwarzen Meer.
Kurz nach Beginn der Russen-Invasion vor zweieinhalb Jahren hatten Putins Truppen die Insel beschossen und eingenommen. 13 ukrainische Soldaten auf dem Eiland ergaben sich nicht, wurden in Kriegsgefangenschaft genommen. Einer von ihnen machte Schlagzeilen, als er den Angreifern über Funk zurief: „Russisches Kriegsschiff, f*** dich selbst.“
► Jetzt hat einer der von Russland gefangen genommenen Schlangeninsel-Soldaten über die Zeit in Putins Horror-Knast gesprochen. 679 Tage war Wladislaw Zadorin (25) in Russland eingesperrt. Anfang des Jahres kam er im Rahmen eines Gefangenenaustausches zwischen der Ukraine und dem Kreml frei.
In einem anderthalbstündigen Interview mit dem ukrainischen Kanal „SportArena“ berichtete Zadorin jetzt von Folter in Putins Strafkolonie. Über die gewalttätigen Wärter sagte er: „Sie setzten den Taser überall ein – in unserem Mund, an den Genitalien und sogar im Rektum.“
„Wir mussten auf Deutsch ‚eins, zwei drei, vier‘ rufen“
Einige Gefangene seien sexuell missbraucht worden. „Sie führten Gegenstände in den Enddarm ein, einige wurden zu Tode geprügelt“, schilderte Zadorin. Einem Mitgefangenen sei die Zunge in zwei Teile geschnitten worden. Die Zähne eines weiteren Häftlings hätten die Wärter mit einer Zange gelockert, damit sie mit der Zeit ausfielen.
Zadorin: „Auf dem Weg zur Dusche mussten wir auf Deutsch ‚eins, zwei, drei, vier‘ rufen. Sie sagten, wir seien Faschisten und sollten in der ‚Sprache der Faschisten‘ rufen.“ Außerdem hätten sie jeden Tag 30 bis 50 Mal die russische Nationalhymne singen müssen.
Ihm selbst sei absichtlich Häftlingskleidung gegeben worden, die viel zu klein war – obwohl er damals 120 Kilogramm gewogen habe. „Sie verhöhnten mich“, so Zadorin in dem Interview. Ein anderer Häftling habe sich die Pulsadern aufgeschnitten, weil er nicht ausgetauscht worden sei. Auch er selbst habe in der Gefangenschaft Selbstmord-Gedanken entwickelt, so Ukraine-Soldat Zadorin.
Als er dann tatsächlich freikam, habe er wegen des wenigen Essens (u.a. Suppe aus Wasser und einer einzigen Rübe oder altes Brot) nur noch 60 Kilo gewogen. „Ich hatte Gallensteine, Hirnverletzungen, beschädigte Halswirbel, verfaulte Finger und ein ausgerenktes Becken.“