Frühling, Sommer, Winter? Wann die Immobilien-Suche die größten Erfolgschancen hat

Bei manchen Dingen ist es klar, zu welchem Zeitpunkt man sie am besten kauft. Fernseher sind nach Weihnachten am günstigsten, wenn Händler ihre Überbestände loswerden. Preise für Autos fallen, wenn sie von den Herstellern durch neue Modelle ersetzt werden. Ähnlich ist es mit Kleidung und den offiziell schon lange abgeschafften Sommer- oder Winterschlussverkäufen. Doch wie ist es bei Wohnungen? Können Interessenten zu bestimmten Zeiten auf günstigere Preise spekulieren? Und welche Faktoren sprechen noch für einen zeitgenauen Kauf?

Eine Auswertung von Daten des Immobilienportals Immowelt zeigen, dass mehr als 88 Prozent der Kaufinserate zwischen Montag und Freitag, und fast 80 Prozent zu üblichen Bürozeiten (9 bis 18 Uhr) erscheinen. Fast jede dritte Annonce wird dabei mittags eingestellt und mit über 20 Prozent werden am Freitag die meisten geschaltet. Anders als Mietinserate werden Kaufangebote nämlich überwiegend von Immobilienprofis, also Maklern, Bauherren und Projektentwicklern eingestellt.

Wer schon mal eine Mietwohnung auf einem Immobilienportal gesucht hat, kann seine Erfahrungen getrost vergessen, wenn es um einen Kauf geht. Oft haben Interessenten für Mietobjekte an begehrten Orten nur eine Chance, wenn sie innerhalb von Minuten reagieren. Anders ist es bei Kaufinseraten: Oft bleiben die Anzeigen über Wochen oder gar Monate online.

Doch oft suchen sich Menschen den Zeitpunkt nicht aus, zu dem sie eine Immobilie kaufen oder verkaufen. Stattdessen werden sie durch Umstände dazu gebracht, die außerhalb ihres Einflusses liegen: Scheidung, Jobwechsel und Sterbefälle geschehen im gesamten Jahr. Anders als bei Konsumprodukten kann festgestellt werden, dass Preise sich zwischen verschiedenen Jahreszeiten nicht unterscheiden.

Wichtiger ist deswegen die längere Planung und die ist etwas komplizierter: Hier spielen viele Faktoren wie die Zinsentwicklung, Marktzyklen und persönliche Umstände eine Rolle. Käufer haben dabei oft mehr Spielraum, weil sie sich kurzfristig auch für eine Miete entscheiden können. So taten es in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen, die eigentlich Interesse an einer Eigentumsimmobilie hatten, erklärt Stephen Paul vom Immobilienverband Deutschland (IVD).

Weil jedoch die Mieten gerade wieder stark steigen, lohne sich ein Kauf jetzt wieder vielerorts mehr als Mieten. „Abzuwarten lohnt sich nicht“, sagt er. Durch gute Lohnabschlüsse, steigende Kaufkraft und teils gesunkene Immobilienpreise sei ein Kauf für viele wieder erschwinglicher.

Die Preise mögen über das Jahr gesehen nicht viel schwanken, Angebot und Nachfrage tun es dagegen. Eine Auswertung des Marktforschungsunternehmens Price Hubble anhand von Daten des Immobilienportals Immoscout aus den vergangenen vier Jahren zeigt, dass die Zahl der Inserate ab Dezember stark sinkt. Der Winter macht Umzüge ungemütlicher und Menschen sind über die Feiertage mit anderen Dingen beschäftigt.

Gutes Zeitfenster für junge Gebrauchte

Erst im April werden wieder mehr Immobilien eingestellt. Ebenso sinkt die Zahl der Annoncen ab Juni und vor allem im Juli, da in den meisten Bundesländern Sommerferien sind. Die sorgen für unregelmäßige Verfügbarkeiten von Verkäufern, Käufern und Maklern. Deswegen konzentriert sich das Geschäft eher auf den August, Oktober, April und Mai.

In dieser Zeit ist also die Auswahl größer. Jedoch zeigt die Auswertung genauso, dass in diesen Monaten Anzeigen bis zu 15 Tage früher offline genommen werden als im Jahresdurchschnitt. Umgekehrt bleiben Anzeigen im Winter länger online.

Und aktuell wird der Markt wieder heißer: Im vergangenen Jahr blieben Anzeigen durchschnittlich fast drei Monate auf der Plattform. Dieses Jahr sind es bis jetzt durchschnittlich nur zwei Monate. Ganz so viel Zeit werden Kaufinteressenten in Zukunft also nicht haben, gerade in den geschäftigen Monaten.

Es kommt auch auf das Käuferprofil an. Besonders begehrt sind gerade Bestandsimmobilien, die noch recht jung sind und schon eine gute Energieeffizienz vorweisen können, sagt Stephen Paul. „Hier ist gerade ein günstiges Zeitfenster“, meint auch André Adami vom Marktforschungsunternehmen Bulwiengesa. „Momentan wird in vielen Segmenten der Boden des Preistals erreicht.“

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Da besonders ab April viele neue Anzeigen geschaltet werden, haben Interessenten dann eine größere Auswahl und Chance ein gutes Objekt zu finden. Wer daher etwas für den Frühling sucht, sollte nicht zu spät aus dem Winterschlaf erwachen.

Bald könnten die Chancen auf einen guten Deal wieder schlechter werden. „Gerade ist ein guter Zeitpunkt, weil noch nicht alle hinschauen“, sagt André Adami. Er rechnet schon ab nächstem Jahr mit steigenden Preisen, da in den vergangenen Jahren viele Neubauprojekte erst gar nicht gestartet wurden.

Langfristig könne man also nicht mit niedrigeren Preisen rechnen. Gerade in beliebten Städten kann sich die Suche schon mal ein paar Monate ziehen. Früh mit der Suche zu beginnen, ist hier also ein Vorteil.