Auf ihn kann sich der Kanzler verlassen: Im Kampf um die wankende Kanzlerkandidatur seines Chefs Olaf Scholz (66, SPD) lieferte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) jetzt bei Markus Lanz das Paradebeispiel einer superloyalen Teflon-Defensive ab.

Lauterbachs Botschaft: „Olaf Scholz ist unser Kanzlerkandidat. Er wird erneut dramatisch unterschätzt. Ich glaube, wenn dieser Wirbel um die Kandidatur erst einmal weg ist, dass er dann aus den Startlöchern hervorkommen und sich der eine oder andere noch wundern wird.“

Lauterbach: „Dann ist der Spuk vorbei“

Ein bisschen Medienkritik erlaubte sich der Minister ebenfalls: „Die Berichterstattung zeigt einen Kanzler, der aus meiner Sicht unterbewertet wird“, sagte Lauterbach. Seine Hoffnung: „Die Gremien werden die Kandidatur von Olaf Scholz bestätigen. Dann ist der gesamte Spuk um die Kanzlerfrage beendet und wir können endlich zum Wahlkampf kommen.“

Denn, so Lauterbachs Analyse: Bei schlechten Umfragewerten würde der Kandidat immer infrage gestellt. „Ich glaube aber, dass Wahlkämpfe zum Schluss nicht auf der Grundlage ‚Wer ist der beliebteste Politiker‘ gewonnen werden“, sagte Lauterbach.

Seitenhieb gegen Habeck

Gegenwind gab es für Lauterbach von „Table.Media“-Chef Michael Bröcker. „Diese Wahl ist ein Leistungstest für einen Bundeskanzler, der drei Jahre regiert hat“, stellte Bröcker fest. „Er ist der Kanzler der Widersprüche und der nicht erfüllten Versprechen. Die Menschen sind enttäuscht von Olaf Scholz!“

„Wir haben sehr viele gute Dinge gemacht“, widersprach Lauterbach. „Für die Wirtschaftspolitik ist nicht nur Olaf Scholz zuständig, sondern auch Robert Habeck spielt eine Rolle.“

Lauterbachs Urteil: „Das zentrale Problem ist gewesen, dass wir mit der FDP von Anfang an Sand im Getriebe gehabt haben. Die FDP hat alles blockiert. Sie wollte die Partei der Schuldenbremse sein.“

Den heftigen Streit in der SPD um Scholz tat der Minister als „Grummeln“ ab: „Diskutiert wird halt immer. Aber wenn wir jetzt ein oder zwei Wochen eine Diskussion haben, und dann stehen wir fest hinter Olaf Scholz, dann ist der Pulverdampf sehr schnell verflogen.“

Bröcker blieb bei seiner Kritik: „Der Mann ist ein gescheiterter Kanzler, und er hat mit alledem nichts zu tun gehabt? Das nehmen ihm die Leute nicht mehr ab.“

Spannende These zu Lars Klingbeil

Zum Schluss wurde Scholz-Konkurrent Boris Pistorius (64, SPD) Ziel einer Charme-Offensive. Lauterbach: „Er ist ein unfassbar guter Verteidigungsminister, und auch jemand, der im Wahlkampf eine Riesen-Rolle spielen wird. Man kann nur Gutes über ihn sagen. Ich schätze ihn sehr.“

„Boris Pistorius hat einen natürlichen Ehrgeiz“, warnte Bröcker. „Er wollte nach Berlin, er wollte schon mehrfach Minister werden.“ Aber, so der Journalist weiter: „Er ist kein Putschist.“

Lars Klingbeil wiederum habe laut Bröcker, „kein Interesse an einem Kanzlerkandidaten Pistorius, weil er in einer möglichen Koalition mit Friedrich Merz selber die Nummer 1 der SPD werden könnte.“