In der SPD wächst die Unruhe in der K-Frage.

Olaf Scholz (66) oder Boris Pistorius (64)? Ein Kanzlerkandidat muss her – und das schnell. Jeder Tag der Unklarheit schadet der Partei und nutzt deren Gegnern. Das weiß auch SPD-Chef Lars Klingbeil (46), verspricht im BILD-Interview eine „zügige“ Entscheidung.

Nach Infos von RTL trifft sich Scholz am Mittwoch zu einem Geheimtreffen mit der SPD-Spitze. Die will sich demnach spätestens Montag zu einem Kanzlerkandidaten erklären.

Einer, den das alles aber am wenigsten umzutreiben scheint, ist der Kanzler selbst. Dabei gingen die Putschpläne gegen ihn ausgerechnet zu einem Zeitpunkt um, als er in Rio de Janeiro mit den Staatsoberhäuptern dieser Welt über die Lösung globaler Krisen verhandelte und wenig dagegen unternehmen konnte. Eigentlich Grund genug, um bitter zu sein.

Doch als der Kanzler nach einem langen Nachtflug aus dem Flieger stieg, sendete er vor allem ein Signal: Ich habe alles im Griff!

Scholz geht in die Offensive, gibt sich selbstsicher. „Die SPD und ich wollen gemeinsam gewinnen“, erklärte er noch in Rio. „Wir haben ja schon gezeigt, dass wir das können.“ Im Showdown um die Kanzlerkandidatur setzt er drei gezielte Botschaften:

Botschaft 1: Business as usual

Im Kanzler-Flieger auf dem Rückflug nach Deutschland gibt sich der Kanzler betont gelöst. In Polohemd und Khaki-Hosen sendet er die Botschaft: Ich bin kein bisschen nervös.

Auch an der Krisen-Schalte der SPD-Spitze am Dienstagabend nimmt er demonstrativ nicht teil – verkauft die Sitzung als ganz normale Wahlkampfvorbereitung. Und sich als natürlichen Spitzenkandidat. Immerhin hat er Deutschland gerade erst in der Welt vertreten.

Botschaft 2: Kanzler, das bin ich

► Als er schließlich am Montagvormittag aus dem Flieger steigt, gibt er sich staatsmännisch. Anzug, Hemd, entschlossener Blick. An seiner Seite geht Ehefrau Britta Ernst (63), die eigentlich nur selten auf Auslandsreisen dabei ist. Scholz Botschaft: Geschlossenheit.

Die Botschaft an Deutschland ist nicht: Ich KANN Kanzler – die Botschaft ist: Ich BIN Kanzler. Wer sich Stabilität wünscht, soll in Scholz den richtigen Mann auch für die kommenden Jahre sehen. Schon Angela Merkel hatte mit dem Satz „Sie kennen mich“ Erfolg. Warum sollte sich das bei Scholz nicht wiederholen?

Botschaft 3: Pistorius wer?

► Während Pistorius mehrmals betont hat, dass Scholz als Kanzlerkandidat die älteren Rechte hat („Der hat entschieden, dass er weitermachen will“), äußerte sich der Kanzler bislang nicht über seinen Rivalen. Die Botschaft dahinter: Auf Vergleiche mit einem, den er selbst ins Ministeramt geholt hat, lässt er sich gar nicht erst ein.

Das ist strategisch klug: Denn Pistorius kleinzureden, würde wohl am Ende eher den Kanzler selbst schlecht dastehen lassen. Stattdessen betont Scholz sein Verständnis für die Verunsicherten in der Partei. Ob ihm das hilft? Die Zeit arbeitet jedenfalls für ihn.