Wer hat die Unterseekabel in der Ostsee durchtrennt?
Am Montag wurden gleich zwei wichtige Datenverbindungen im Ostseeraum beschädigt – zunächst das Seekabel C-Lion-1 zwischen Deutschland und Finnland, kurz darauf meldete auch Schweden eine Beschädigung des Arelion-Kabels zwischen Schweden und Litauen.
Man müsse von Sabotage ausgehen, erklärte Verteidigungsminister Boris Pistorius (64, SPD). „Niemand glaubt, dass diese Kabel aus Versehen durchtrennt worden sind“, sagte Pistorius nach einem Treffen mit seinen EU-Amtskollegen. Man müsse feststellen, dass es sich um eine „hybride Aktion“ handelt, so Pistorius.
War es wieder ein chinesischer Frachter?
Die schwedischen Behörden ermitteln nun wegen Sabotageverdachts: Die Küstenwache hätte auffälligen Schiffsverkehr am Verlauf der beiden Kabel festgestellt, heißt es.
Wie die finnische Zeitung „Hufvudstadsbladet“ schreibt, sind zwei dänische Marineschiffe – die HDMS Hvidbjoernen und DNK Navy Patrol P525 – dem chinesischen Schiff Yi Peng 3 in dänische Gewässer gefolgt. Der Frachter steht aufgrund auffälliger Routen im Verdacht, die Kabel beschädigt zu haben.
Ziel war wohl Verunsicherung
Dass das unter chinesischer Flagge fahrende Schiff noch nicht gestoppt wurde, dürfte wohl politischer Rücksichtnahme auf das Regime in Peking geschuldet sein. Fakt ist: Es wäre nicht der erste derartige Vorfall. Schon vor gut einem Jahr hatte ein chinesischer Frachter zwei Kabel in der Ostsee zerstört.
„Die Schäden für die Datenverbindungen waren aufgrund guter Redundanzen überschaubar“, sagt Ferdinand Gehringer, Cybersicherheitsexperte der Konrad-Adenauer-Stiftung zum aktuellen Fall.
„Wenn es eine absichtliche Beschädigung der Kabelinfrastruktur war, dann wollte der Akteur wohl ein Signal der Verunsicherung erzeugen, auch weil der Sabotageakt selbst erst mit einiger Verzögerung feststellbar war“, sagt der Experte.
Vier Punkte für mehr Sicherheit
Um die Sicherheit der Datenverbindungen in der Ostsee zu erhöhen, rät der Experte zu vier Schritten:
► „Zu viele Informationen über diese Kabelinfrastruktur sind über Open-source-Datenbanken frei zugänglich, Landungspunkte der Kabel können durch Google Maps eingesehen werden“, so Gehringer. Ein höherer Vertraulichkeitsgrad würde hier mehr Sicherheit bringen.
► Zudem müssten auch die Kabel selbst – derzeit etwa faustdick – robuster gestaltet werden: „Mit einer stärkeren Ummantelung würde man auch Unfällen durch Anker oder Schleppnetze vorbeugen.“
► Außerdem bräuchte es auch bessere Aufklärung: „Die Kabel selbst müssten mit mehr Sensoren ausgestattet sein, um Beschädigungen frühzeitig zu erkennen.“
► Und schließlich sei die Politik gefordert: „Wenn Akteure identifiziert sind, müssen wir klarmachen, dass wir derartige Sabotage nicht folgenlos hinnehmen werden.“