Man stelle sich vor, Grimms Märchenwald würde für Öl-Fracking zerstört werden. Doch es sind 18 Windräder – und der Aufschrei bleibt aus!
Seit dieser Woche planieren Baumfraß-Bagger den Reinhardswald am Dornröschenschloß Sababurg in Nordhessen. Obwohl noch neun Klagen gegen den Bau anhängig sind, Gerichte also nicht entschieden haben, schickt der Windrad-Bauherr seine Bagger in den Wald und fängt zu bauen an.
Die Erde bebt im Reinhardswald. Schwarze Diesel-Fahnen steigen über dem Wald auf. Die Maschinen rackern sich so martialisch durch das größte noch zusammenhängende Mischwaldgebiet Deutschlands.
Die Anwohner stehen außerhalb der Bau-Zäune und wischen sich die Tränen aus den Augen. Der Märchenwald der Bruder Grimm wird für klimagerechte Windräder geopfert – für den Energie-Hunger von Wärmepumpen und KI-Rechenzentren.
Neun Verfahren offen, Zuwege nicht genehmigt – trotzdem wird gebaut
▶︎ Den Anfang machen 18 Mega-Windräder, 240 Meter hoch, jedes Rotorblatt hat mit 70 Metern Länge die Länge eines Airbus A380. In so einem Wald gibt es dann keinen Platz mehr für Märchengestalten wie Rapunzel oder Dornröschen. Der Wald der Brüder wird zum Wind-Industriegebiet.
▶︎ Neun Verfahren sind noch offen: Weder sollen Zufahrtswege abschließend genehmigt sein, noch ist über die Klagen gegen den Windrad-Bau entschieden. Auch noch ungeklärt: Brand- und Katastrophenschutz, Trinkwasser- und Hochwasserschutz.
▶︎ Doch die Erdarbeiten für die Fundamente haben jetzt trotzdem einfach so begonnen. Bis Mitte 2025 sollen die gigantischen Beton-Fundamente der Riesen-Räder in den Boden gefüllt sein. Der Bauherr hat sich wohl aus Ungeduld über laufende Verfahren hinweggesetzt. Denn durch die Verzögerungen der Klagen hat sich der Bau bereits um 50 Prozent verteuert – auf fast 200 Mio. Euro.
Bauherr Ralf Paschold hat sich ein eigenes Rechtsgutachten einholen lassen, sagte der „Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen“, dass „nach eigener rechtlicher Einschätzung der Gesellschaft für den Bau und Betrieb des Windparks kein Risiko bestehe“.
▶︎ Anwohner Oliver Penner kämpft mit anderen Anwohnern und Bürgermeistern gegen das vom Land Hessen im Staatswald erlaubte Projekt. Er sagt zu BILD: „Der Bau beginnt, bevor Recht gesprochen wurde – das ist nicht nur respektlos vor der den Bürgern, sondern auch riskant und teuer!“
Denn sollte der Windrad-Bauherr vor Gericht verlieren, muss er alles zurückbauen. Auch wenn er den meterdicken, mehr als 1000 Jahre altem Waldboden, den die Bagger bereits auf große Haufen geschoben haben, so nicht wieder herstellen kann.
Anwohnerin Annette Müller-Zitzke zu BILD: „Dieses Projekt ist ein Angriff auf den Märchenwald Deutschlands.“ Es zeige „wie kein anderes die Brutalität der grünen Energiewende um jeden Preis“.