Noch wissen die Nordkoreaner nicht, dass Donald Trump (78) die US-Wahl gewonnen hat.
Laut den gut informierten „NK News“ haben die Staatsmedien von Kim Jong-un (40) den Sieg des zukünftigen Präsidenten des Erzfeindes USA gegenüber der total abgeschotteten Bevölkerung noch nicht verkündet.
Kim-Kalkül: Der Diktator wartet vermutlich noch auf den richtigen Zeitpunkt, da er sein ganz eigenes Propaganda-Drehbuch für sein unterdrücktes Volk bereithält. Fakt ist: Das Regime kann aufgrund der beispiellosen Isolation das komplette Weltbild der Nordkoreaner manipulieren. Es lässt sich nur spekulieren, was dahintersteckt.
Aber: „Kim dürfte Trump deutlich lieber sein als Kamala Harris. Beide Männer kennen sich von immerhin drei Gipfeltreffen und glauben zu wissen, was sie voneinander zu halten haben. Man darf auch vermuten, dass beide sich dem jeweils anderen überlegen fühlen“, erklärt Ostasien-Experte Prof. Dr. Rüdiger Frank (Uni Wien) gegenüber BILD.
Wir erinnern uns an eine groteske Brieffreundschaft: Trump erklärte 2018, dass Kim ihm „wunderschöne Briefe“ geschrieben habe. Und dass sich die beiden Staatsoberhäupter „verliebt“ hätten.
Frank weiter: „Trump ist gerade dabei, die Weichen für seine Politik der nächsten Jahre zu stellen. Nordkorea ist die Aufmerksamkeit der USA allein schon durch den Truppeneinsatz in Russland sicher“, so der Experte.
Ermutigt die Trump-Wahl Nordkorea zu Atomtests?
Laut dem südkoreanischen Geheimdienst hat die Kim-Diktatur alle Vorkehrungen für einen Atomtest getroffen – zu einem rund um den US-Wahltermin erwarteten Atomtest kam es aber nicht. „Ein Atomtest wäre unnötig riskant“, findet Frank. „Kim will das Bündnis der USA mit Südkorea schwächen, nicht stärken.“
Experte erwartet zunächst größere Spannungen
„Es ist gut möglich, dass es wieder zu einem Annäherungsversuch zwischen Trump und Kim kommt – beide hätten Anreize dazu, sagt Korea-Experte Frederic Spohr, Direktor der Friedrich-Naumann-Stiftung in Südkorea.
„Trump könnte sich möglicherweise als Friedensbringer feiern lassen, und er könnte sich stärker auf die Eindämmung Chinas konzentrieren, was letztendlich seine Priorität ist. Kim könnte versucht sein, die aktuelle für ihn günstige Situation zu nutzen, um sich als Atommacht zu etablieren“.
Doch Spohr warnt: „Vor Verhandlung könnten die Spannungen noch einmal zunehmen, weil beide Seiten Stärke und Entschlossenheit demonstrieren wollen, um sich in eine gute Verhandlungsposition zu bringen. Das würde bedeuten, dass wir bald noch mehrere Raketentests und Drohungen erleben werden – und auch ein Atomtest ist nicht auszuschließen“.