Österreich erhält kein Gas mehr aus Russland, die Lieferungen wurden am Samstagmorgen, 6 Uhr, eingestellt. Das russische Unternehmen Gazprom hatte den Lieferstopp mit zwölf Stunden Vorwarnung angekündigt. Doch Österreich war vorbereitet.

Das Alpenland gehörte in der EU neben Ungarn und der Slowakei zu den wenigen Ländern, die noch Gas aus Russland bezogen. Für Österreich waren es insgesamt 80 Prozent der Gasimporte.

Österreich hat neue Lieferanten

Österreich hat inzwischen andere Lieferanten gefunden und die Gasspeicher sind aktuell zu 90 Prozent voll. Doch nicht alle Europäer haben sich neue Bezugsquellen gesucht. Russische LNG-Tanker landen regelmäßig an belgischen, französischen und spanischen Terminals.

► Belgien bezieht 50 Prozent mehr Erdgas aus Russland als vor dem Ukraine-Krieg.

► Frankreich erhält neun Prozent mehr.

► Spanien kauft sogar 55 Prozent mehr russisches Gas als vor der Krise. Ein Teil dieser Importe beruht wohl auf älteren Verträgen.

Fakt ist: Fünf Prozent des gesamten Erdgasverbrauchs der EU flossen zuletzt durch Leitungen der Ukraine.

Erdogan mixt mit

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan (70) will schon lange vom Gashandel profitieren. Mit „Turkstream“ besitzt die Türkei eine große Pipeline, die russisches Gas ins Land transportiert. Zudem kommt Gas aus dem Nachbarland Aserbaidschan.

Die Türkei hat mittlerweile eigene kleine Gasvorkommen. Zudem bezieht das Land Gas aus Katar. So kann Erdoğan Gas aus verschiedenen Quellen mixen. Insider witzeln schon über „Turkish Blend“ – in Anspielung auf Mischprodukte wie Tee, Whisky oder Tabak.

Putin kassiert 12,5 Milliarden Euro jährlich

► Selbst bei niedrig angesetztem Marktwert für Erdgas kassierte Russland im vergangenen Jahr mindestens 12,5 Milliarden Euro durch Gaslieferungen an die EU (auch zur Finanzierung seiner Kriegswirtschaft).

Obwohl die EU eine Reihe durchaus strenger Sanktionen gegen Russland beschlossen hat, gibt es beim Gas lediglich eine vage Absichtserklärung: Importe sollen ab 2027 beendet werden. Ein echtes Embargo müsste einstimmig beschlossen werden. Doch davon ist Brüssel weit entfernt.