Kein Gas aus Russland für unsere Nachbarn: Ab dem morgigen Samstag liefert Gazprom nicht mehr nach Österreich.

Das berichtete die Finanznachrichtenagentur „Bloomberg“ Freitagnachmittag. Der teilstaatliche österreichische Energie- und Chemiekonzern OMV hat dies in einer Stellungnahme bestätigt.

Der österreichische Energiekonzern hatte angekündigt, die Zahlungen einzustellen, um sich die in einem Schiedsverfahren zugesprochene Summe zurückzuholen. Am Mittwoch waren dem Konzern im Streit mit Gazprom mehr als 230 Mio. Euro Schadensersatz zugesprochen worden.

Die OMV will den Anspruch mit Zahlungsverpflichtungen an den Gas-Lieferanten aufrechnen.

Im August kamen 82 Prozent aller östereichischen Gasimporte aus Russland. Pro Monat erhielt die OMV etwa vier bis fünf Terawattstunden (TWh) Gazprom-Gas.

Unsicherheit über Gas-Lieferungen zuletzt gestiegen

Die Unsicherheit über russische Gas-Lieferungen ist zuletzt ohnehin noch einmal gewachsen. OMV gab aber bekannt, gut gerüstet zu sein. „Die OMV bereitet sich seit knapp drei Jahren darauf vor“, betonte OMV-Chef Alfred Stern laut der „Kronen“-Zeitung am Donnerstag.

Von dem Stopp ist der gesamte Gasmarkt in Österreich betroffen, da die OMV einziger Vertragspartner von Gazprom war und sämtliche Lieferungen am Knotenpunkt Baumgarten an der slowakischen Grenze abnahm.

Nach Abzug des Bedarfs der OMV und ihrer industriellen Kunden von etwa 30 Prozent des Gasvolumens verkaufte die OMV den Rest bisher an andere Geschäftspartner, die wiederum den privaten Sektor bedienten.

Keine Gasmangellage in Österreich erwartet

Unsere Nachbarn sehen dem Lieferstopp recht gelassen entgegen. Der Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, Alfons Haber, beruhigt: „Die Maßnahmen in Österreich sind ausreichend, um die Gasversorgung für die nächsten beiden Winter zu sichern.“ Die Gasspeicher in Österreich und anderen EU-Ländern seien zu mehr als 90 Prozent gefüllt.

Österreich könne statt Pipeline-Gas via Ukraine mit Flüssig-Erdgas aus Deutschland und Italien beliefert werden. Ob und wie stark die Gaspreise bei einem Lieferstopp steigen könnten, wollte Haber nicht prognostizieren.

Aktuell kostet eine Megawattstunde Erdgas an der Börse rund 45 Euro. Preise von über 300 Euro wie Mitte 2022 seien nicht zu erwarten.

Keine Lieferungen an Deutschland seit 2 Jahren

Deutschland bekommt seit September 2022 kein russisches Gas mehr direkt geliefert: Damals endeten die Lieferungen durch die Pipeline Nord Stream I. 2022 importierten wir insgesamt rund 87,6 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Davon war rund ein Drittel (circa 29,5 Milliarden Kubikmeter) aus Russland.

Es gibt jedoch Berichte über russisches LNG, das indirekt über Drittländer in die EU gelangt. Deutschland konzentriert sich inzwischen auf Lieferanten wie Norwegen, die Niederlande und LNG-Exporteure wie die USA und Katar. LNG-Terminals an der deutschen Küste wurden ausgebaut, um unabhängiger von russischem Gas zu werden.