Erst das monatelange Ampel-Chaos, jetzt das Gemurkse um die Vertrauensfrage.

Der „Tagesspiegel“ wagt einen Blick auf die kommenden Wochen. Die Analyse („Kurz, rücksichtslos und kalt“) zeigt, dass die Parteien mit harten Bandagen kämpfen müssen – und das auch werden.

KURZ wird der Wahlkampf, weil spätestens im März 2025 gewählt wird.

Hintergrund: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte die Vertrauensfrage anfangs für den 15. Januar angekündigt. Sollte er die Abstimmung verlieren – was erwartet wird – wird Scholz Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) bitten, den Bundestag aufzulösen. Dafür hat der 21 Tage Zeit. Ist das Parlament aufgelöst, müssen Neuwahlen innerhalb von 60 Tagen stattfinden (Artikel 29 GG), also Ende März.

ABER: Der Schlingerkurs-Kanzler hat seine Januar-Aussage am Sonntagabend im Interview mit ARD-Talkmasterin Caren Miosga schon wieder kassiert! Stattdessen brachte Scholz die Vertrauensfrage vor Weihnachten ins Spiel – das hatten zuvor die Grünen gefordert und den Kanzler so unter Druck gesetzt.

Auffällig und höchst ungewöhnlich: Statt dem Kanzler sollen jetzt die Fraktionschefs Rolf Mützenich (SPD) und Friedrich Merz (Union) die Details klären.

KALT wird der Wahlkampf, weil er im Winter stattfindet.

Auf Bibbern auf Weihnachtsmärkten und in Bierzelten haben weder Bürger noch Politiker Bock. Um der Kälte zu entgehen, wird der Wahlkampf wohl auch in Hallen und Sälen verlegt.

RÜCKSICHTSLOS wird der Wahlkampf, weil jeder härter denn je um Stimmen kämpft.

Nach dem Ampel-Crash sind besonders SPD und FDP zerstritten, die Abrechnung von Scholz mit seinem Ex-Finanzminister Christian Lindner (45) war beispiellos. Für die Liberalen geht es laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa für BILD um alles: aktuell steht Lindners Partei bei 4 Prozent – würde es also nicht in den Bundestag schaffen.

CDU/CSU kommen auf 32 Prozent. Unions-Fraktionschef Merz machte aber jüngst im „Stern“ klar: „Es wird keine Zweitstimmen-Hilfe von uns für die FDP geben.“ Klare Knatsch-Watschen von Schwarz an Gelb!

Ob die Grünen, die mit Robert Habeck den neuen Kanzler stellen wollen, davon profitieren, darf bezweifelt werden. Die Partei (10 Prozent) bewegt sich in Umfragen seit Monaten nur seitwärts. Und die SPD? Verliert einen Prozentpunkt, steht bei 15. Und muss sich die Frage stellen, ob sie wirklich noch mal mit dem bei Wählern inzwischen äußert unbeliebten Scholz ins Rennen gehen will. Diese Ellbogen-Gemengelage wird zusätzlich befeuert von Links- beziehungsweise Rechtsaußen: BSW mit 7 Prozent, AfD mit 19 Prozent.

Politikwissenschaftler Thorsten Faas fasst im „Tagesspiegel“ zusammen: „Es wird ein harter Wahlkampf werden, inhaltlich, aber auch persönlich.“