Klare Absage von der CDU Thüringen an die AfD, eine offene Tür für die Altkommunistin Sahra Wagenknecht – und eventuell doch ein Hintertürchen für die Linke?
Thüringens CDU-Chef Mario Voigt (47), mit deutlichem Abstand hinter AfD-Landeschef Björn Höcke (52) auf Platz zwei, macht im Gespräch mit BILD am Wahlabend in Erfurt klar: „Wenn Herr Höcke glaubt, einen Führungsanspruch formulieren zu wollen, dann soll er dies versuchen. Für die CDU ist klar, mit der AfD machen wir nichts.“
Er begreife „die herausfordernden Zahlen auch als eine Chance für Thüringen, eine stabile Regierung hinzubekommen, dafür werden wir jetzt auch die Gespräche führen und dazu auch einladen“.
Heißt: Voigt will Ministerpräsident werden, spielt den Ball aber zu Höcke, der klargemacht hat: „Wir haben die Wahl gewonnen. Ich will nicht von Opposition reden.“
Steht also die Brandmauer der CDU zur AfD in Thüringen weiter? Voigt: „Für mich ist klar: Es gibt keine Koalition mit der AfD.“ Und auch keine Kooperation.
App-Nutzer kommen hier zum interaktiven Koalitionsrechner.
Dafür macht Voigt aber die Tür auf für ein anderes Extrem: für das Wagenknecht-Kollektiv mit Spitzenfrau Katja Wolf. Denn die bräuchte Voigt anstelle der AfD in jedem Fall für eine Regierungsbildung.
ALLERDINGS: Als BILD mit Voigt sprach, wusste der noch nicht, dass er ohne die Linke NICHT gegen die AfD wird regieren können! Doch dagegen steht – die andere Brandmauer der Union – ein Unvereinbarkeitsbeschluss der Bundes-CDU unter Chef Friedrich Merz: keine Bündnisse mit den einstigen DDR-Staats-Kommunisten von der SED/Linke.
Mit den Wagenknechts reden, aber nicht mit dem abgewählten Ministerpräsidenten Bodo Ramelow von der Linken?
Voigt wiegelt schon am frühen Abend ab: „Jetzt warten wir erst einmal das Endergebnis ab, dann schauen wir, was in Thüringen möglich ist …“
Und als BILD nachts nochmals nachfragt: „Wir werden das amtliche Endergebnis abwarten und dann in den nächsten Tagen in den Gremien besprechen.“
Ein klares Bekenntnis zur Brandmauer nach links klingt anders. Und das Endergebnis besagt: ohne Linke (oder Höcke) keine CDU-Mehrheit.
Czaja: Absurd, dass es diesen Beschluss gibt
Deutlicher Zuspruch FÜR ein Einreißen der Brandmauer vom früheren CDU-Generalsekretär Mario Czaja (48). „Es ist absurd, dass es diesen Beschluss gibt und man mit der pragmatischen Linken nicht zusammenarbeiten will“, sagte Czaja den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). „Die Wahrheit ist doch, dass die Linke in Ostdeutschland in großen Teilen eine konservative Sozialdemokratie ostdeutscher Prägung ist.“
Am späteren Abend signalisierte die Linke plötzlich noch einen anderen Ausweg: die Tolerierung einer Minderheitsregierung!
„Wenn das so wäre, muss man wirklich alle Optionen auf den Tisch legen“, sagte der Co-Vorsitzende der Thüringer Linken, Christian Schaft. „Wir wollen Stabilität.“