Es war der Schnappschuss seines Lebens und er brachte ihm den Job seines Lebens: Am 28. September 2021 schoss Volker Wissing (57) irgendwo in Berlin DAS Selfie von den Sondierungsgesprächen zur Ampel – Grün traf Gelb, Deutschland war entzückt!

Da wusste die GroKo-müde und Merkel-ermattete Nation: Die reden miteinander, da kommt was anderes, Neues!

Auf dem Foto outeten sich Ende September 2021 die Spitzen-Grünen Annalena Baerbock (43) und Robert Habeck (55) sowie die Liberalen Wissing und Christian Lindner (45) als Verhandlungspartner für die Ampel. Nett, adrett, nicht aufgebrezelt. Irgendwie normal. So sah es damals aus.

1136 Tage später weiß die Nation: NÖ!

Nix normal. Kaum was passte. Und nun ist auch klar: Diese Ampel hat auch zwei Weggefährten getrennt – Wissing und Lindner.

Lindner schoss für Wissing einst seine Generalsekretärin Linda Teuteberg (43) ab. Er holte ihn ins Kabinett, machte ihn zum Verkehrsminister.

Nun heißt es aus der Partei: VERRÄTER! Wissing hat die Seiten gewechselt, ohne sich wegzubewegen. Er bleibt Verkehrsminister bei Scholz und Habeck. Er tritt aus der FDP von Christian Lindner aus. Er wird Doppelminister beim Rot-Grün-Rest: Verkehr und Justiz.

Jetzt zetern und trauern sie hinter ihm: TYPISCH!

Denn der Verkehrsminister kennt sich aus mit steilen Kurven. Einst gab er sich eisern als Anti-Rot-Grüner. 2016: Als FDP-Spitzenkandidat in Rheinland-Pfalz hatte der Pfälzer einen Wahlkampf gegen SPD und Grüne gemacht („keine Unterstützung rot-grüner Politik“). Nach der Wahl? Da ging’s ganz fix: Wissing schmiedete schnell ein Ampel-Bündnis. Er wurde Landesminister für Verkehr, Wirtschaft, Landwirtschaft – in einer reibungslos regierenden Koalition unter SPD-Regentin Malu Dreyer (63).

„Wissing war schon immer eine Ich-AG“, sagt ein altgedienter Liberaler. „Dem war die FDP egal, dem ging es vor allem um sich selbst.“

Der Unterschied zu anderen Polit-Narzissten: Der akkurate Scheitel- und Anzug-Träger kann es sich leisten. Finanziell hat Wissing allerbestens ausgesorgt. Offiziell hat er neben seinen Bezügen als Abgeordneter und Minister kein großes Nebeneinkommen. Gerade mal 450 Euro als Hörfunkbeirat weist seine Liste der Nebentätigkeiten aus.

ABER: Die Wissings (eine Tochter, eigenes Weingut, Immobilien) gehören zu den reichsten Familien in Rheinland-Pfalz. Der Orgelspieler ist Teilhaber („mit Rückkehrrecht“) der von ihm gegründeten Patent- und Erbrechtskanzlei Wissing Rechtsanwälte PartGmbB.

Nun ätzt ein Weggefährte: Als Jurist müsse Wissing wissen, „was Parteiverrat bedeutet“.

„Parteiverrat“ – darunter geht es bei den Liberalen nach dem Wissing-Schock nicht mehr. Dass Scholz Lindner feuert – bretthart. Aber das kam von der Konkurrenz. Wissings-Seitenwechsel aber: der Schlag in den Nacken, das Messer im Rücken – die eiskalte Brutus-Nummer.

Bei der FDP ist man fassungslos: Am Mittwochabend, beim Ampel-Crash, war er noch beim Koalitionsausschuss mit seinen Da-noch-Parteifreunden im Kanzleramt. Er sah zu, als Kanzler Scholz Minister Lindner über die Klinge springen ließ.

Doch danach meldete sich Wissing bei FDP-Kollegen krank ab. Er wollte nicht mit aufs Foto der gefeuerten FDP-Minister. Auch telefonisch war er nicht mehr erreichbar. Er hatte mit seinen Parteifreunden abgeschlossen und zu Olaf Scholz gewechselt. Und niemandem etwas gesagt.

Dabei gab es Anzeichen:

▶︎ Seit Monaten kühlte sein Verhältnis zu Lindner spürbar ab. In den sogenannten Runden des F-Kabinetts (also der FDP-Minister) warnte Wissing bis zum Schluss vehement vor einem Ampel-Aus.

▶︎ Und dann der Samstag vor der Ampel-Aus-Woche: Da meldete sich Wissing mit einem Gastbeitrag in der FAZ – Titel: „Ein Rückzug aus der Koalition wäre respektlos vor dem Souverän“. Da wusste er, dass Lindner dem Kanzler genau damit droht. Den Beitrag teilte einer verdammt schnell: Scholz-Kumpel und Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt (54, SPD) auf X.

Am Donnerstag dann ein letztes Bild: Lindner neben Wissing beim Bundespräsidenten. Der eine entlassen, der andere befördert zum Doppel-Minister für Verkehr und Justiz. Kein Händedruck, kein Lächeln.

Im Anschluss ging’s in den Bundestag. Da stand der Ex-Liberale dann lächelnd und plauschend mit seinen neuen Freunden von Rot-Grün …