Noch keine Rede gehalten, schon der erste Zwischenfall: Am Abend vorm zweitägigen AfD-Parteitag in Henstedt-Ulzburg verteilten Unbekannte auf dem Klo eine Stinkbombe, Polizei und Feuerwehr rückten an. Säure-Angst!
Schleswig-Holsteins Rechtspopulisten tagten am Wochenende trotzdem – und wählten gleich doppelt. Kurt Kleinschmidt (57) aus Nordfriesland ist alter und neuer Landesvorsitzender. Wichtiger für den Ex-Soldaten (trug stolz ein Veteranenabzeichen in Form eines Eisernes Kreuzes am Revers): Am Sonntag kürten ihn die Parteimitglieder in knapper Entscheidung zum Spitzenkandidaten zur Bundestagswahl.
Kleinschmidt, Kompanie-Feldwebel a.D., holte 107 Stimmen – und lag damit knapp vor dem Bundestagsabgeordneten Gereon Bollmann (70, seit 2021 im Bundestag, 100 Stimmen). Er gibt an, für die Bundeswehr acht Auslandseinsätze (u.a. Afghanistan) absolviert zu haben.
Sein Fokus liege auf Verteidigungspolitik und innerer Sicherheit, verkündete er. Er trete für die Wiedereinführung der Wehrpflicht ein.
Ex-Soldat Kleinschmidt nimmt aber auch die eigenen Leute in der Partei aufs Korn: „Es muss endlich Schluss sein mit der Selbstbedienungsmentalität einiger Abgeordnete. Viele haben sich seit 2017 mehr um ihre eigenen Interessen gekümmert, als um die Belange des AfD-Landesverbandes.“
Am Rande der Wahl kam es noch zu einem Pipi-Eklat. Mit verursacht hat ihn der Hamburger AfD-Bürgerschaftsabgeordnete Krzysztof Walczak (30), der den Parteitag leitete.
Um die Wahl geheim stattfinden zu lassen, bekam jedes der mehr als 200 Mitglieder eine Mini-Wahlkabine zum Aufklappen für den Tisch. Jedoch durfte man während der Wahlgänge nicht aufstehen, weil man sonst den Parteifreunden hätte über die Schulter blicken können.
Doch alleine der 1. Wahlgang dauerte quälend lange, sodass einige ältere Mitglieder rausgehen wollten – mutmaßlich zur Toilette. Walczak forderte: „Setzen sie sich sofort wieder hin!“ Ein älterer Herr drohte damit, „sofort nach Hause zu gehen“, wenn er nicht aufstehen dürfe.