Der Chef des Volkswagen-Konzerns, Oliver Blume, hält den angekündigten harten Sparkurse bei der Marke VW für alternativlos. „Die schwache Marktnachfrage in Europa und deutlich gesunkene Erträge aus China legen jahrzehntelange strukturelle Probleme bei VW offen“, sagte er der „Bild am Sonntag“. VW sei in der Heimat schlicht zu teuer. „Unsere Kosten in Deutschland müssen massiv runter.“
„Unser Arbeitskostenniveau ist beispielsweise hier oftmals mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt unserer europäischen Standorte“, führte Blume aus. Auch bei den Entwicklungs- und Vertriebskosten und in weiteren Kostenbereichen bestehe Handlungsbedarf.
In den laufenden Tarifverhandlungen will der Autobauer unter anderem die Tariflöhne um zehn Prozent senken. Eine angestrebte Maßnahme: Jubiläumsgratifikationen für langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen wegfallen. Nach Angaben des Betriebsrats stehen in den kommenden Jahren mehr als 10.000 Beschäftigten kurz vor den Jubiläums-Prämien.
Zudem stehen Werksschließungen und ein umfangreicher Stellenabbau im Raum. VW-Personalvorstand Gunnar Kilian nannte den Vorstoß „eine historische Weichenstellung für Volkswagen“. Dafür müsse die Belegschaft bereit sein, „Einschnitte hinzunehmen“, sagte er der „BamS“. Nur so könne VW „Investitionen in starke Autos, an denen unser Erfolg und damit unsere Arbeit hängen“ stemmen. VW beschäftigt in Deutschland rund 120.000 Mitarbeiter.
Dabei stehe VW eigentlich gut da, sagte der Vorstandschef. Der Konzernumsatz liege derzeit leicht über dem Vorjahr. Das operative Ergebnis stehe aber nach neun Monaten enorm unter Druck und sei um mehr als 20 Prozent gesunken.
Aus der FDP kamen Rufe nach einem Rückzug der Landesregierung Niedersachsen aus dem VW-Aufsichtsrat. „Das Land muss seinen politischen Einfluss auf den Konzern reduzieren“, sagte Niedersachsens FDP-Landesvorsitzender Konstantin Kuhle WELT. Das Land Niedersachsen hält gut 20 Prozent der Anteile an VW und hat bei wichtigen Entscheidungen ein Vetorecht. Niedersächsische SPD-Politiker wiesen den FDP-Vorschlag zurück.