Das ukrainische Militär gerät eigenen Angaben zufolge im Osten des Landes immer mehr unter Druck. Es heißt, dass Putins Truppen sogar ein strategisch wichtiger Front-Durchbruch gelungen sei.
Besonders angespannt ist die Situation aktuell an zwei Frontabschnitten, teilte der Generalstab in Kiew mit. Das sind Kupjansk im nordöstlichen ukrainischen Gebiet Charkiw und Kurachowe im Süden der Region Donezk. Insgesamt habe es in den vergangenen Tagen mehrere Hundert Gefechte gegeben.
Nicht alle Front-Angriffe können abgewehrt werden
„Die Hauptanstrengungen richtet der Feind auch weiterhin auf den Raum Kurachowe“, erklärt der Lagebericht. Dort gab es demnach zahlreiche Angriffe, wovon nicht alle abgewehrt worden sein sollen.
Im Raum Kupjansk, einem wichtigen Eisenbahnknoten am Fluss Oskil, haben die russischen Truppen demnach an nur einem Tag in dieser Woche 22 Vorstöße versucht. 17 Angriffe seien abgewehrt worden. Fünf Attacken liefen noch, teilte der Generalstab mit.
Der finnische Militärexperte Emil Kastehelmi erklärt auf X: „Die Russen starteten jüngst eine große Offensive im Osten und Süden von Donezk auf einer 70 Kilometer breiten Front. Der Angriff hat die ukrainischen Verteidigungsanlagen in nur wenigen Tagen in vielen Gebieten durchbrochen.“
Im Frontabschnitt bei Pokrowsk – einem wichtigen Logistikknotenpunkt der ukrainischen Streitkräfte im Donbas – ist von Kämpfen rund um die Stadt Selydowe die Rede. Das russische Militär hatte zuvor bereits die Einnahme der Stadt verkündet.
Russen haben mehr als 400 Quadratkilometer Land erobert
Bis dato starteten russische Truppen dieses Jahr blutige Angriffe auf ukrainische Stellungen, die oft nur begrenzte Erfolge brachten. Doch nun beginnen sich die unerbittlichen Angriffe auszuzahlen, wie auch die gut informierte „New York Times“ (NYT) berichtet.
Im Oktober erzielte Russland demnach seine größten Gebietsgewinne seit dem Sommer 2022, als die ukrainischen Linien ebenso unter anhaltendem Druck nachgaben.
Im vergangenen Monat haben russische Streitkräfte mehr als 400 Quadratkilometer Land in der östlichen Donbas-Region der Ukraine, dem heutigen Hauptschauplatz des Krieges, erobert.
Bedeutet: Die Kontrolle über strategische Städte konnte übernommen werden, die die ukrainischen Verteidigungsanlagen in der Region hielten, bspw. ist Wuhledar gefallen. Aber auch in Selydowe tobt ein Kampf, der nun verloren zu sein scheint.
▶ Laut der NYT erklären Experten, dass diese Erfolge zu den schnellsten des bisherigen Krieges gehören. Sie werden der russischen Armee letztendlich dabei helfen, ihre Flanken zu sichern, bevor Putins Truppen einen Angriff auf die Stadt Pokrowsk starten werden.
Ukrainer können Stellungen nicht mehr halten
Der schnelle Vormarsch Russlands stellt eine bemerkenswerte Veränderung im Vergleich zur Situation im letzten Jahr dar, als die Fronten größtenteils statisch blieben und beide Seiten ehrgeizige Offensiven starteten, die jedoch weitgehend scheiterten.
So gering die Gewinne 2024 auch waren, die Angriffe Russlands haben die ukrainische Armee nach und nach so weit geschwächt, dass ihre Truppen so überlastet sind, dass sie einige ihrer Stellungen nicht mehr halten können, sagen ukrainische Soldaten und Militäranalysten.
„Die Gesamtlage ist sehr besorgniserregend, und die Ukrainer sind überfordert. Der kommende Winter dürfte schwierig werden“, so Kastehelmi.