Mehr als 600.000 russische Soldaten laut Nato getötet oder verwundet

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind laut Einschätzung der Nato mehr als 600.000 Soldaten getötet oder im Kampf verwundet worden. Das teilte Nato-Generalsekretär Mark Rutte in Brüssel mit. Wie groß der Anteil der Toten unter den russischen Opfern ist, spezifizierte Rutte jedoch nicht.

Ruttes Äußerungen passen zu Schätzungen westlicher Geheimdienste, über die in den vergangenen Monaten berichtet worden war. Demnach sollen seit dem Überfall Russlands im Februar 2022 zwischen 100.000 und 150.000 russische Soldaten getötet worden sein. Namentlich bekannt sind derzeit 75.000 getötete Soldaten, die Dunkelziffer dürfte allerdings weit darüber liegen.

Sollten die Schätzungen des Verteidigungsbündnisses stimmen, könnte sich die Zahl der Opfer auf russischer Seite innerhalb eines Jahres etwa verdoppelt haben. Je nach Quelle gehen die Zahlen weit auseinander – vor allem beim Verhältnis zwischen Getöteten und Verwundeten. Ein Grund hierfür könnte sein, dass sie sich auf unterschiedliche Gruppen von Soldaten beziehen. So ist beispielsweise nicht immer klar, ob sie Zehntausende Männer ukrainischer Nationalität umfassen, die in seit 2014 von russischen Milizen beherrschten Gebieten rekrutiert wurden und für die russische Armee kämpfen. In dieser Gruppe gilt die Verlustrate als besonders hoch. Dasselbe gilt für mutmaßlich mehr als 100.000 in russischen Gefängnissen rekrutierte Kämpfer.

Stationierung nordkoreanischer Soldaten laut Rutte Zeichen von Verzweiflung

In Richtung des russischen Präsidenten Wladimir Putin sagte Rutte: „Er ist nicht in der Lage, seinen Angriff auf die Ukraine ohne ausländische Unterstützung aufrechtzuerhalten.“ Damit bezog sich der Generalsekretär auf die in der vergangenen Woche bekannt gewordene Stationierung nordkoreanischer Truppen in Russland. Den Schritt bezeichnete Rutte als ein Zeichen wachsender Verzweiflung Russlands.

Laut dem südkoreanischen Geheimdienst hat Nordkorea bereits Tausende Soldaten nach Russland geschickt und den Einsatz von insgesamt rund 12.000 Soldaten geplant. Auch das US-Verteidigungsministerium bestätigte Informationen, wonach etwa 10.000 nordkoreanische Soldaten nach Russland geschickt wurden. Sowohl die Ukraine als auch westliche Partner befürchten, dass sich die nordkoreanischen Truppen in Kürze an Kämpfen mit dem ukrainischen Militär beteiligen könnten. In Brüssel sagte Rutte, er könne nun bestätigen, dass nordkoreanische Militäreinheiten in der russischen Region Kursk stationiert sind.

Selenskyj warnt vor weiterem „Terror“ Russlands

Aus Sicht der Nato stellt dies eine erhebliche Eskalation und eine gefährliche Ausweitung des Kriegs dar. „Die verstärkte militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea ist eine Bedrohung sowohl für die Sicherheit im Indopazifik als auch im euro-atlantischen Raum“, sagte Rutte. Bereits zuvor habe Nordkorea Russland mit Millionen Schuss Munition und ballistischen Raketen versorgt. Diese heizten einen schweren Konflikt im Herzen Europas weiter an, sagte der Generalsekretär.

Vor dem Hintergrund der Geheimdiensterkenntnisse über nordkoreanische Soldaten in Russland hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zuletzt eine internationale Reaktion gefordert. „Die Ukraine wird faktisch gezwungen sein, in Europa gegen Nordkorea zu kämpfen“, sagte Selenskyj. Ohne entschlossene Schritte der Verbündeten werde Russlands Präsident Wladimir Putin nur zu weiterem Terror ermutigt.