Was für ein politisches Drama!
Die Zeitung „Washington Post“, bis heute legendär für ihre „Watergate“-Enthüllungen, wollte weder Republikaner Donald Trump (78) noch seine demokratische Rivalin Kamala Harris (60) zur Wahl empfehlen. Es war ein Knalleffekt. Wegen der liberalen Ausrichtung wurde ein „Wählt-Harris“-Editorial erwartet. Seit 1976 gingen – außer 1988 – alle Empfehlungen an Demokraten.
Medien, Macht und Manipulationen
Bald schon wurde vermutet, dass hier Eigentümer Jeff Bezos (60) die Fäden gezogen habe. Der Amazon-Gründer und zweitreichste Mensch der Erde (205 Mrd. Dollar Vermögen) hatte das Medienunternehmen 2013 für 250 Millionen Dollar gekauft.
▶︎ Herausgeber Will Lewis (55) behauptete in einem ersten Versuch, die Wogen zu glätten, Bezos sei in keiner Form in die Entscheidung eingebunden gewesen. Lewis allein sei verantwortlich: „Wir sind eine unabhängige Zeitung und sollten die Fähigkeit unserer Leser unterstützen, sich selbst ihre eigene Meinung zu bilden“, sagte er.
Der bei Amerikas Liberalen und Anhängern von Vizepräsidentin Harris entstandene Flächenbrand war damit kaum mehr zu löschen: Robert Kagan (66), leitender Redakteur und Kolumnist, reichte aus Protest seinen Rücktritt ein. Und schoss sich auf Bezos und Trump ein: Der „Kill“ des Pro-Harris-Editorials sie ein plumpes „Quid pro Quo“ (eine Gegenleistung) gewesen: Bezos wollte Trump wegen erhoffter künftiger Regierungsaufträge für die Bezos-Weltraumfirma „Blue Origin“ einen Gefallen tun, behauptet er.
Kagan verurteilte diese angebliche „Hinterzimmerabsprache“. Und warnte vor weiterer „drohender Zensur“, sollte Trump wieder Präsident werden.
In 24 Stunden 2000 „Washington Post“-Abos gekündigt
Die legendären „Watergate“-Aufdecker Bob Woodward (81) und Carl Bernstein (80) protestierten ebenfalls lautstark: Durch diese Entscheidung so kurz vor der Wahl würden die „überwältigenden Beweise“ ignoriert werden, die das Blatt über „die Bedrohung der Demokratie durch Donald Trump“ vorgelegt habe, sagte das Duo zu CNN.
In der Redaktion kochte es ebenfalls: „Redakteure sind schockiert, wütend, überrascht“, so ein Insider. Binnen 24 Stunden wurden 2000 Abos von Lesern gekündigt.
Ein ähnliches Drama hatte sich gerade auch an der Westküste bei der „Los Angeles Times“ abgespielt: Auch diese liberal ausgerichtete Zeitung verzichtete auf eine generelle Wahlempfehlung. Wie in Washington wurde der Eigentümer, Bio-Tech-Milliardär Patrick Soon-Shiong (er kaufte die Zeitung 2018 für 500 Mio. Dollar), als Drahtzieher vermutet.
▶︎ Seine Tochter Nika Soon-Shiong, 31, eine progressive Aktivistin, lieferte jetzt aber ganz andere angebliche Motive: Harris sei nicht empfohlen worden, weil sie Israel wegen des blutigen Gaza-Kriegs nicht genügend die Stirn geboten habe.
Also nicht links genug sei …