Bei Gedenkfeiern zum Holocaust überschlagen sich Sozialdemokraten regelmäßig mit salbungsvollen Parolen „gegen Rechts“ und „gegen Judenhass“ …

►„We remember“! ►„Nie wieder ist jetzt!“ ►„Kampf gegen jede Form von Antisemitismus, Terrorpropaganda!“ – so der staatstragende Tenor.

Doch seltsam anders, seltsam still klingt die Partei, nachdem ihre Bundestags-Vizepräsidentin Aydan Özoğuz (57) bei Instagram antiisraelische Propaganda geteilt hat.

Reaktion der „Nie-Wieder“-Partei SPD: ein verständnisvoller Tadel vom Fraktionschef Rolf Mützenich, ein Rüffel von Parlamentspräsidentin Bärbel Bas – das war’s. Rücktrittsforderungen gegen Özoğuz werden abgewehrt („hat sich doch entschuldigt“). Der Berliner „Tagesspiegel“ beklagt: „Die SPD duckt sich weg“.

„Nie wieder“ war gestern?

BILD fragte gut ein Dutzend Genossen, die sich sonst lautstark gegen jede Form von Judenhass geäußert haben. Ergebnis: höchst dürftig!

SPD-Außenexperte Nils Schmid (51) versteckt sich hinter der Erklärung seines Fraktionschefs Mützenich („verweise auf folgende Äußerungen“). Eigene Meinung? Fehlanzeige!

Innenpolitiker Lars Castellucci (50) will gegenüber BILD „den Stab nicht brechen“ über Özoğuz. Die Opposition versuche lediglich, seine Parteifreundin „zu diskreditieren“.

Die SPD-Antisemitismus-Berichterstatterin Simona Koß (63) findet, der „leise Tadel“ aus der Partei sei ausreichend. Er zeige, dass „wir uns der Schwere der Situation bewusst sind“. Alles andere werde man „intern adressieren“ …

► SPD-Haushälter Metin Hakverdi (55, wirbt für den Wiederaufbau der Hamburger Bornplatz-Synagoge) beantwortet die BILD-Anfrage zu den Ausfällen seiner Hamburger Genossin Özoğuz gar nicht. Ebenfalls mit „kein Kommentar“ antworteten: Fraktionsvize Verena Hubertz (36), Integrationsexpertin Dunja Kreiser (53), Gesundheitspolitiker Matthias Mieves (38), Kulturpolitikerin Katrin Budde (59). Besonders bitter: Auch Mathias Stein (54), immerhin Vize-Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, fand auf die BILD-Anfrage keine Worte.

► Mahmut Özdemir (37), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, lässt ausrichten: „Zu dem Thema ist alles gesagt.“

Und ansonsten?

Igor Matviyets (33), zuständig für Migration und Vielfalt bei der SPD Sachsen-Anhalt, beklagt auf BILD-Anfrage „das dröhnende Schweigen der SPD zu Aydans Fehltritten im Netz“. Özoğuz‘ Rücktritt fände er zwar übertrieben, so Matviyets. Aber: „Partei und Fraktion können nach diesen Posts im Netz nicht zum Alltag übergehen. Wir brauchen in der Partei dringend eine offene Debatte darüber, wie wir zu Israels Politik stehen, ohne der Propaganda von Hamas- und Hisbollah-Terroristen auf den Leim zu gehen.“

Carsten Ovens (43, CDU), Deutschland-Chef des Netzwerks ELNET, das die deutsch-israelischen Beziehungen verbessern will, sagt zu BILD: „Frau Özoğuz wäre ein Besuch in Israel sehr zu empfehlen, um mit den Menschen vor Ort über ihr Leben im Ausnahmezustand zu sprechen.“ Das Schweigen der SPD sei „völlig unverständlich“.

Reinhold Robbe (70, SPD), ehemals Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, erklärt, es wäre gut, wenn Özoğuz „nach ihrer Entschuldigung für Dummheit noch sehr deutlich machen würde, wie ihre grundsätzliche Auffassung zur Situation im Nahen Osten ist.“ Denn, so Robbe: „Die Resonanz auf diese ‚Entgleisung‘ spiegelt die Sensibilität des Themas wider.“