Es geht um nicht weniger als die Zukunft der katholischen Kirche!
In Rom tagt zurzeit die Weltsynode. 360 Delegierte beraten in der italienischen Hauptstadt über Reformen. Vor allem der Chef der deutschen Bischöfe, Georg Bätzing (63), verlangt fundamentale Änderungen und rüttelt damit an Grundfesten des Glaubens der weltweit 1,4 Milliarden Katholiken.
Bätzing: „Ich wünsche mir sehr, dass die katholische Kirche es ermöglicht, dass Frauen die Diakonatsweihe empfangen können.“ Das wäre die Vorstufe zur Priesterweihe. Außerdem sollen katholische Pfarrer heiraten dürfen.
400 000 Austritte in einem Jahr
Bei seinen Forderungen geht es dem Bischof des Bistums Limburg (Hessen) in erster Linie um die deutsche Kirche. Die ist in der größten Krise ihres 1300-jährigen Bestehens. In kaum einem anderen Land ist der christliche Glaube so im Sinkflug.
400.000 Austritte gab es allein vergangenes Jahr. Nur noch 35 Menschen wurden 2023 zum Priester geweiht. Vor zehn Jahren waren es noch 98.
Die Kirchen in Deutschland sind meistens leer. Sind eher Museen als lebendige Gotteshäuser. Nur noch 24 Prozent aller Deutschen gehören der katholischen Kirche an. In Italien sind es 70 Prozent der Bevölkerung.
Papst lehnt „ideologische Eingriffe ab“
▶ Bätzing will die Kirche in Deutschland retten und stellt sich dafür offen gegen den Papst. Er hat eine eigene Reform angestoßen – den Synodalen Weg, unter Beteiligung vieler Frauen. Die Reform sieht vor, dass ihnen Weiheämter erlaubt und das Zölibat für Priester aufgehoben werden soll.
Papst Franziskus (87) lehnt das ab. Er warnte bereits vergangenes Jahr vor solchen Plänen: „Wenn die Ideologie in kirchliche Prozesse eingreift, geht der Heilige Geist nach Hause, weil die Ideologie den Heiligen Geist besiegt.“
Chance oder Rechtsbruch?
▶ Auch in den eigenen Reihen gibt es Kritik gegen Bätzings Reformen. Die einen fürchten, dass die katholische Kirche zu einer zweiten evangelischen Kirche wird und die Reformen zum Untergang führen könnten. Andere fürchten – wie der Augsburger Bischof Bertram Meier (64) einen klaren Kirchenrechtsbruch.
Er sieht die Kirche an das Apostolische Schreiben „Ordinatio Sacerdotalis“ gebunden, von Papst Johannes Paul II. (1920–2005) im Jahr 1994 veröffentlicht. Darin schrieb er: „Die Kirche hat keinerlei Vollmacht, Frauen die Priesterweihe zu spenden.“ Alle Gläubigen hätten sich endgültig an diese Entscheidung zu halten.