Radikaler Neustart bei der Grünen Jugend nach dem Riesen-Crash: Jakob Blasel (24) wurde zusammen mit Jette Nietzard (25) als neue Doppelspitze gewählt.
Ende September hatten die Co-Vorsitzenden der Bundes-Grünen, Omid Nouripour (49) und Ricarda Lang (30), hingeschmissen. Dann erklärten alle zehn Vorstandsmitglieder der grünen Nachwuchs-Organisation, aus der Partei auszutreten. Es folgte eine Kettenreaktion in acht Landesverbänden. Begründung: zu wenig linkes Profil und zu viele Ampel-Kompromisse!
Am Samstag stellte sich die Grüne Jugend beim Bundeskongress in Leipzig neu auf. Rund 600 der insgesamt 800 Mitglieder reisten an.
Angriff auf Habeck
Mit 74,6 Prozent Ja-Stimmen wurde Jakob Blasel aus Schleswig-Holstein gewählt. Das Gründungsmitglied der Bewegung „Fridays for Future“ organisiert seit 2018 Schülerproteste, malt Plakate und brüllt vor Tausenden Klima-Parolen ins Megafon.
Bei seiner Rede schimpfte der Klima-Aktivist auf Aussagen des grünen Wirtschaftsministers Robert Habeck zum Lieferkettengesetz. Blasel: „Wenn er sagt, man soll die Kettensäge anwerfen und das ganze Ding wegbolzen, dann ist das ein Angriff auf alle, die unter ausbeuterischen Bedingungen leiden. Lieber Robert, liebe Grüße aus Leipzig. Wir tragen diese Politik nicht mit.“
Wie tickt der neue Chef?
Bei seiner Rede trug der Gewählte demonstrativ einen schwarzen Pullover mit der Aufschrift „Radikal zuversichtlich“. In Interviews fordert der Student (Rechts- und Umweltwissenschaften) mehr Radikalität. 2020 sagte er der WELT: „Wir brauchen mehr radikale Klimaaktivistinnen im Parlament, sonst werden wir nicht genug bewegen.“
Der Klima-Aktivist hält das Aus für Gas- und Ölheizungen für überfällig, fordert einen Baustopp von Autobahnen und indirekt auch ein Verbot von Haustieren.
Blasel 2019 im Funk-Format „Ozon“: „So liebenswürdig unsere Haustiere auch sind. Das ist ein ziemlicher Umwelt- und CO₂-Luxus, den wir uns da leisten. Wir brauchen sie eigentlich nicht. Deshalb sollte es verboten werden, Tiere unnötig zu züchten.“
Blasels Plan: mehr Einfluss der Grünen Jugend auf die Mutterpartei und das Parlament!
„Wer unsere Zukunftsangst ernst nimmt, darf sich nicht beim ersten Gegenwind zum Klimaschutz wegducken – sondern muss Lösungen finden, die sozial absichern und die Reichen zur Kasse bitten“, fordert der neue Junior-Chef.
Neues Duo bei Wahlen 2021 gescheitert
An Blasels Seite wurde Jette Nietzard (25) mit 84,5 Prozent Ja-Stimmen gewählt. Die Berlinerin engagiert sich für Flüchtlinge und arbeitet beim Deutschen Kinderhilfswerk.
Auf dem Internetportal der Grünen Jugend Berlin wurde Nietzard gefragt, was sie als Erstes tun würde, wenn sie Bürgermeisterin wäre. Ihre Antwort: Senatorenposten divers besetzen, höhere Steuern für Reiche, kostenfreie Menstruationsartikel und „gegen die Anweisung des BMI Geflüchtete nach Berlin holen“.
Die politische Karriere begann für beide 2021 mit gescheiterten Kandidaturen. Nietzard stand zu weit unten auf der Landesliste fürs Berliner Abgeordnetenhaus. Blasel verpasste im gleichen Jahr den Einzug in den Bundestag.