Am Schluss wurde es richtig laut! Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) lieferte sich bei Maybrit Illner (59) mit Noch-Parteichef Omid Nouripour (49, Grüne) einen knallharten Schlagabtausch über die Flüchtlingsfrage.

Nach dem EU-Asyl-Gipfel in Brüssel und vor der Flüchtlingsdebatte im Bundestag beharkten sich die beiden Politiker mit heftigen Vorwürfen beim Talk-Thema „Mehr Kriege, mehr Flüchtlinge – zurück zum Schlagbaum in Europa?“

Michael Kretschmer (CDU) teilt gegen die Grünen aus

„Wir müssen handeln und nicht nur reden!“, hatte Kretschmer gleich anfangs klargemacht. Dem Grünen-Chef warf er vor: „Sie sind die Bundesregierung! Sie haben die Mehrheit! Sie können entscheiden und die Dinge tun.“ Aber: „Sie haben die Dinge, die Sie selber tun können, jetzt wieder verwässert!“

Denn, so Kretschmers Klage in der Talkshow: „Das, was morgen im Bundestag zur Abstimmung steht, ist eine solche Enttäuschung! Das geht fern weg von der aktuellen Situation in diesem Land!“

Geldkoffer für Tunesien

Nouripour nahm prompt zwei Lieblingsgegner aufs Korn: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66, CDU) und Italiens rechte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (47).

„Die haben gedacht, sie legen in Tunesien drei Geldkoffer auf den Tisch“, spottete der Grüne über den EU-Versuch eines Abkommens gegen das massenweise Ertrinken im Mittelmeer, aber „das hat nicht funktioniert.“

Lob für Kanzler Olaf Scholz

Falsch gezielt! „In Tunesien ist viel passiert“, konterte Kretschmer. „Die Zahlen sind massiv zurückgegangen!“

Dann schob der Ministerpräsident auch noch ein unerwartetes Lob über die Parteigrenze: „Es kann sein, dass es ein Gebot der Klugheit ist, nicht über alles zu sprechen“, erklärte er. „Der Bundeskanzler macht viel mehr, als öffentlich bekannt ist. Und er macht es vor allen Dingen auch gegen die grüne Partei.“

Für Faeser, gegen Baerbock

„Er macht es vor allem gegen die CDU und CSU“, erwiderte Nouripour vergrätzt, „weil, wir sind ja die Regierung, und Sie die Opposition!“

Kretschmer legte nach, dieses Mal mit einem Zusatz-Lob für Innenminister Nancy Faeser (54, SPD) und einem Seitenhieb auf Annalena Baerbock (43, Grüne), „weil das, was Frau Faeser macht, was der Kanzler macht, häufig stattfindet gegen den Widerstand der Außenministerin!“

Alle Wahlkampfparolen rausgehauen

Danach nahm das Wortgefecht so richtig Fahrt auf. „Sie haben jetzt alle Ihre Wahlkampfparolen rausgehauen!“, beschwerte sich Nouripour. „Das hat nichts mit Wahlkampf zu tun!“, konterte Kretschmer. „Das ist das, was die Menschen beschäftigt. Nun macht das mal nicht so runter!“

Daraufhin wich Nouripour auf ein Nebenthema aus: „Sie sagen, Sie wollen die Ausländerbehörden digitalisieren“, erinnerte er. „Ihre Partei regiert seit 1990 in Sachsen.“ Da wurde es der Talkmasterin zu viel, und sie protestierte: „Aber das hat doch jetzt mit der Sache nichts zu tun.“

Furchtbare Berliner Blase

„Sie sind seit drei Jahren Bundesregierung“, stellte Kretschmer fest, „und Sie sind seit drei Jahren der Meinung, dass es überhaupt keine Begrenzung der Flüchtlinge geben sollte.“ Dabei hoffen jetzt viele auf Asylverfahren in Drittstaaten außerhalb der EU, wie Italien es in Albanien versucht.

Kretschmers Appell bei Maybrit Illner: „Jeder, der dieser Sendung zuschaut, wird sagen: Was ist das für eine furchtbare Berliner Blase? Jetzt probiert es doch gefälligst mal, und dann werden wir sehen, ob es klappt. Lass es uns probieren! Wir sind in einer Situation, wo man alle Instrumente probieren muss.“