Ganz fest drückt Mascha ihren Papa und er sie. Es ist die erste Umarmung des alleinerziehenden Vaters mit seiner Tochter seit mehr als einem Jahr. Tränen füllen ihre Augen. Endlich haben sie sich wieder! Sie holte ihn direkt am Gefängnis ab, er trägt immer noch Sträflingskleidung.
Alexej Moskalew (55) musste mehr als ein Jahr in einer russischen Strafkolonie absitzen, weil seine damals 12-jährige Tochter im Unterricht ein Anti-Kriegs-Bild gemalt hatte.
Die Lehrerin forderte die Kinder kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auf, Bilder zur Unterstützung der russischen Streitkräfte zu malen. Mascha malte eine ukrainische Mutter, die ihr Kind vor russischen Raketen beschützt. Dazu eine russische und ukrainische Flagge, die sie mit den Slogans „Nein zum Krieg“ und „Ruhm der Ukraine“ versah.
Die Putin-hörige Lehrerin rannte zur Direktorin und die rief die Polizei, um das Kind anzuzeigen!
Daraufhin begannen Repressalien, Drohungen, ihre Wohnung wurde durchsucht, der Vater beschuldigt, dass er sein Kind falsch erziehen würde. Am Ende wurde Mascha ihrem Vater weggenommen, in ein Heim gesteckt und ihr Vater in eins der berüchtigten russischen Zuchthäuser. Er wurde während des Verhörs mehrfach mit seinem Kopf gegen eine Wand geschlagen, berichtet die Menschenrechtsorganisation „OVD-info“, die ihm auch den Anwalt stellte.
„Es war eine Folterkammer“, erzählt Alexej Moskalew nach seiner Entlassung. „Eine reine Folterkammer. Zuerst mal ist die Zelle zweimal ein Meter groß. Verstehen Sie, was das heißt? Zuerst war ich allein, dann steckten sie noch jemanden mit rein. Also saßen wir zu zweit auf zweimal einem Meter. Die Böden sind verrottet, Ratten waren überall, sie krochen aus der Kanalisation und sonst woher. Riesige Ratten.“
Fürs Erste ist der Horror vorbei und Vater und Tochter (mittlerweile 14 Jahre alt) haben sich wieder. Ob sie Putins Regime auch in Ruhe leben lässt, ist fraglich.