Markus Söder schwor Friedrich Merz beim CSU-Parteitag in Augsburg die Treue. Er versprach dem CDU-Chef und allen Delegierten im Saal geradezu feierlich: „Es wird keinen Streit und keinen Zwist geben. Wir schicken Olaf Scholz gemeinsam in die Rente.“
Prasselnder Beifall, Jubel-Rufe!
Wer geglaubt hatte, der CSU-Chef könnte versucht sein, dem Mann, dem er am 17. September die Kanzlerkandidatur überlassen musste, einen mitzugeben, sah sich getäuscht. Keine Lästereien, keine Anspielung, keine Kritik, nirgends.
Warum ist Söder plötzlich auf der Schmuse-Welle?
Die BILD-Analyse!
▶︎ Söder weiß, dass die Union – anders als 2021, als der damalige Kanzlerkandidat Armin Laschet von Woche zu Woche Prozente verlor – eine echte Aussicht auf den Wahlsieg hat (Umfragen um 30 Prozent). Das hält ihn bei Laune, auch wenn die Kanzlerschaft sein großer Traum gewesen ist.
▶︎ Söder fühlt sich von Merz auch besser behandelt – und viel mehr respektiert – als damals von Laschet und seinen Leuten. Er versicherte seinen Delegierten, dass er mit Merz „über alles gesprochen“ habe, auch über die „Zeit nach der Wahl“. Das war ein Hinweis darauf, dass es doch schon eine gemeinsame Idee davon gibt, welche Ressorts zur CDU und zur CSU passen könnten.
Es wurde in Augsburg nicht als Zufall betrachtet, dass Söder in seiner Rede deutlichen Anspruch aufs Landwirtschaftsministerium erhob – ein CSU-Herzensressort.
▶︎ Söder weiß auch, dass er mit Merz – der sich dagegen zunächst sträubte – tatsächlich das „neue Kapitel“ in der Migrationspolitik aufschlagen kann, weil sie es beide jetzt für notwendig halten. Die Stichworte lauten: Zurückweisungen an den Grenzen, wenn Migranten aus einem sicheren EU-Land zu uns kommen wollen. Eine Obergrenze an Asylbewerbern von höchstens 100.000. Und die Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft in ihrer aktuellen Form.
Selbst der von Söder angestrebte Abschied vom generellen Grundrecht auf Asyl könnte mit Merz und seinen Leuten angeschoben werden – in der CSU war aufmerksam registriert worden, dass ausgerechnet einer der engsten Vertrauten des CDU-Chefs, Parlamentsgeschäftsführer Thorsten Frei, genau das schon gefordert hat.
Und: Söder kennt die alte politische Indianer-Weisheit: „Wenn du ein totes Pferd reitest, steig ab.“ Die Kanzlerkandidatur war so ein totes Pferd. Die Aussicht auf den Wahlsieg ist sehr lebendig.