Dresden – Geheimes Militär-Treffen in der sächsischen Landeshauptstadt. Unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen kamen in der letzten August-Woche die Oberbefehlshaber der Landstreitkräfte von 35 Staaten aus Europa, der Ukraine und den USA in der Offiziersschule des Heeres in Dresden zusammen.

Der deutsche Inspekteur des Heeres, Alfons Mais (62), hatte die Heeres-Chefs zu der drei-tägigen Tagung an die Elbe eingeladen. Regelmäßig treffen sich die Generäle zur Besprechung, dieses Mal in Deutschland. Das Highlight der Veranstaltung war ein sogenanntes „Static Display“ – eine geheime Waffenschau mit Neuheiten der Rüstungsindustrie.

Skyranger soll Europa vor Russen-Drohnen schützen

Im abgeschirmten Sicherheitsbereich der Graf-Stauffenberg-Kaserne in der Dresdner Albertstadt sammelten sich die Top-Militärs von Schweden über Albanien bis Griechenland um die mobile Flugabwehr von Rheinmetall. Das System (720 PS, Tempo 100, rund 18 Mio. Euro) kann mit einer 30-mm-Revolverkanone kleinste feindliche Drohnen im 3-Kilometer-Umkreis vom Himmel holen. Ein hochpräzises Waffensystem, was die Bundeswehr für die Luftabwehr fehlt.

Bislang gibt es einen Prototyp. Rheinmetall-Vertriebschef Knud Michelson (65) beantwortete den interessierten Militärchefs sämtliche Fragen zum „Skyranger“. So umfasst er u. a. ein 360-Grad-Radar für die Luftüberwachung, vier Stinger-Flugkörper können Luftziele in bis zu 9 Kilometern treffen.

Mehrere Staaten haben bereits ihre Bestellungen aufgegeben. In Deutschland sind momentan nur 18 Skyranger vom Bundestag bewilligt – Auslieferung ab Ende 2026, Stationierung in Lüneburg. Österreich (36 Stück) und Ungarn (bislang 1) haben ebenfalls schon bestellt. Wie BILD erfuhr, steht Dänemark (15) kurz vor dem Abschluss.

„Die Taliban hatten keine Luftwaffe, als wir in Afghanistan waren“, so Inspekteur des Heeres, Alfons Mais. „Wir sehen jetzt in diesem im Ukraine-Konflikt, das vor allem die Nutzung von Drohnen einen massiven Sprung gemacht hat – dass Drohnen allgegenwärtig auf dem Gefechtsfeld sind. Deswegen müssen wir uns alle gegen die neue Bedrohung aus der Luft aufstellen.“

Weltneuheit begeistert Top-Militärs

Ein neues Artillerie-System sorgte bei den Generälen jedoch für großes Aufsehen – das Remote Controlled Howitzer RCH 155 (815 PS, 700 km Reichweite, etwa 10 Mio. Euro). Bisher mussten Artilleriegeschütze stehen, um Ziele präzise zu treffen. Der Clou der neuen Radhaubitze des Rüstungsherstellers KNDS – ein Zusammenschluss von Krauss-Maffei Wegmann und Nexter: Auch bei holprigen Fahrten im Gelände (bis Tempo 30) werden Ziele in 54 Kilometern (bis 9 Schuss pro Minute) Entfernung genauestens getroffen.

Gebaut wird der RCH 155 in Kassel. US-Viersterne-General Darryl A. Williams (63) war sichtlich angetan: „Ich bin seit 40 Jahren in der US-Artillerie. Das ist ein Game-Changer.“ Bis ins kleinste Detail ließ sich der Kommandeur der United States Army für Europa und Afrika die Technik erklären, sagte anschließend auf Deutsch: „Unglaublich. Das ist deutsche Ingenieurskunst.“

Die ersten 54 RCH gehen 2025 in die Ukraine. Zahlreiche europäische Staaten haben großes Interesse, auch Deutschland benötigt diese Radhaubitze, um auf dem neuesten Stand der Technik zu sein.

Social-Media-Verbot für Top-Militärs

Wie BILD erfuhr, waren die Militärbosse im Vorfeld angehalten worden, nichts über ihren Aufenthalt in Sachsen in den sozialen Medien zu posten. Hintergrund: Das geheime Treffen sollte nicht zur Zielscheibe von Spionage-Attacken werden.

Die Gespräche liefen von Dienstag bis Donnerstag hinter verschlossenen Türen. Auch Oleksandr Pawljuk (54) – Chef des ukrainischen Heeres – war vor Ort. Nach BILD-Informationen waren die Themen u. a. neue Nato-Operationsräume in Schweden und Finnland, aktuelle Bedrohungslagen und Lehren aus dem Angriffskrieg auf die Ukraine.