Wenzel Cerveny (63) ist Bayerns größter Hanf-Händler. Zwölf Läden betreibt er in München, Augsburg, Regensburg, Rosenheim, Ingolstadt und Landshut. Im Münchner Vorort Aschheim (9500 Einwohner) steht der größte: Auf 800 Quadratmetern gibt es Hanf-Öl, Blüten, Samen.

Die bayerische Polizei kontrolliert seine Läden oft und gründlich auf illegale Ware. Jetzt will Cerveny selber in die Staatsmacht wechseln. Er will Bürgermeister von Aschheim werden.

WIRD ASCHHEIM ZU „HASCH-HEIM“?

Ein Ortsschild mit diesem Programm hat Cerveny schon angefertigt. Außerdem: „Bei uns gibt es zu viel Vetternwirtschaft“, schimpft er. „Die Grundstimmung ist negativ geworden.“

Am Sonntag hat er sich von einer eigenen Gruppe „Bürger von Dornach und Aschheim“ zum Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 1. Dezember nominieren lassen. „Wir haben am Anfang immer Spaß gemacht, dass ich doch Bürgermeister werden könnte“, sagt er. „Jetzt ist es ernst geworden.“

Mit der Gemeindepolitik hat Cerveny seine eigenen negativen Erfahrungen gemacht. Nach der Teil-Legalisierung des Cannabis-Konsums im April wollte er einen „Social Club“ für Cannabis-Anbau in Aschheim eröffnen, den „Chillout-Club“. Ort: das Gebäude eines früheren Supermarkts.

Das Gebäude liegt wenige Meter neben dem Rathaus. Das passte dem Gemeinderat nicht. Er beschloss umgehend, einen Kinderspielplatz vor das Rathaus zu setzen. Damit war der „Social Club“ nicht mehr genehmigungsfähig, weil er im 200-Meter-Schutzbereich eines Spielplatzes lag.

Cerveny geht jetzt als vierter Kandidat ins Rennen ums höchste Amt in der Gemeinde. CSU, Freie Wähler und Grüne haben ihre Vertreter schon nominiert. „Vielleicht habe ich eine Chance“, meint der Hanf-Händler, „weil zu viele bei uns unzufrieden sind.“

Er muss allerdings noch eine wichtige Formalität erledigen. „Ich brauche 120 Unterstützer-Unterschriften. Das ist wahrscheinlich die größte Hürde für mich.“ Bürger müssten nämlich ins Rathaus gehen und offen für ihn unterschreiben. „Das könnte einige abschrecken.“

Bei der Wahl selber rechnet er sich mehr Aussichten aus. „Im Wahllokal sieht niemand, für wen man stimmt.“ Seine Hoffnung: Die Stichwahl erreichen.

Sollte er gewinnen: Lässt er den Spielplatz vor dem Rathaus sofort entfernen? „Nein. Ich habe das sportlich genommen.“ Der Zoff um den Spielplatz habe ihm so viel Bekanntheit eingebracht. „Ich hätte eine halbe Million ausgeben müssen, um den gleichen Werbeeffekt zu erreichen.“