Die Nachricht ging wie eine Schockwelle durch das politische Berlin. Kevin Kühnert (35) tritt aus gesundheitlichen Gründen als Generalsekretär der SPD zurück. In einer ersten Erklärung betonten die beiden Parteivorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil ihren Respekt. „Ich weiß, dass ihm die Entscheidung nicht leicht gefallen ist“, sagte Klingbeil. Sich zurückzuziehen, sei aber im „Sinne von ihm selbst“.

Es gehe jetzt „um Kevin und seine Gesundheit“, sagte der SPD-Chef. „Als Freund kann ich nur sagen, dass er meine 100-prozentige Unterstützung hat“. Das politische Geschäft sei anstrengend und fordernd. Kühnert habe dazu beigetragen, dass es Stabilität gab und sich die Partei weiterentwickelt habe.

ABER: „Politik ist nicht alles“, erklärte Klingbeil.

Auch Co-Parteichefin Esken betonte, sie sei bestürzt über den Rückzug des 35-Jährigen. Sie habe „sehr, sehr eng und vertrauensvoll“ mit Kühnert zusammengearbeitet. Nun müsse er aber das Notwendige tun, um wieder gesund zu werden. Esken ließ durchblicken: Hinter den Kulissen läuft bereits die Suche nach einem Nachfolger.

Nachfolger könnte am Abend feststehen

Die Parteispitze habe die vergangenen Stunden genutzt, „um Klarheit zu schaffen, wie es weitergeht“, sagte sie. Noch am späten Nachmittag soll in den SPD-Gremien über einen Personalvorschlag beraten werden. Danach wolle man „zeitnah die Öffentlichkeit informieren“, so Esken weiter.

Kühnert werde Teil der sozialdemokratischen Familie bleiben. Esken: „Wenn er es möchte, wird ihm immer eine Tür offen stehen.“

Kühnert hatte am frühen Nachmittag seinen Rückzug als Generalsekretär erklärt. Er werde im kommenden Jahr auch nicht erneut für den Bundestag kandidieren, schrieb er in einer persönlichen Erklärung. Die Entscheidung begründete er mit gesundheitlichen Problemen. Kühnert war seit Dezember 2021 SPD-Generalsekretär.