Bei diesem Gefühlsausbruch war sie deutlich mehr Mutter als Ministerin: Annalena Baerbock (43, Grüne) hat bei Caren Miosga (55) über den Hamas-Terror vom 7. Oktober gesprochen.

Anders als bei ihren Reden etwa über „feministische Außenpolitik“ zeigte Deutschlands Chefdiplomatin zum Jahrestag des Massakers an Israels, worauf es wirklich ankommt: Hilfe für die Opfer. Rettung aus Not und Gefahr. Menschenrechte und Menschlichkeit.

So erfuhr Annalena Baerbock vom Hamas-Überfall auf Israel

„An diesem Wochenende vor einem Jahr sind wir zu Hause aufgewacht“, berichtet sie erschüttert, „haben gedacht, es steht ein ganz normales Wochenende vor der Tür, wollten Geburtstag (der älteren Tochter, d. Red.) feiern. Und dann kamen diese Nachrichten! Und so ging es ja auch den Menschen in Israel.“

Ihr persönliches Schockerlebnis: „Ein Vater, den ich kurz danach getroffen habe, als ich nach Israel gereist bin, hat zu mir gesagt: Versprechen Sie mir eins, nicht als Außenministerin, sondern als Mutter: Freuen Sie sich niemals, dass Ihre Kinder zu einem Großeltern-Wochenende fahren!“ „Denn das“, so die Ministerin weiter, „war das, was er zu seinen Kindern sagte. Und dann zeigte er mir ein Video, wo seine Frau und seine beiden kleinen Töchter von den Hamas-Terroristen verschleppt worden waren.“

Seit diesem 7. Oktober versuche sie, so Annalena Baerbock, sich „immer wieder vorzustellen: Was würde ich von der Welt erwarten, wären das MEINE Kinder, wäre das MEINE Familie?“

Außenministerin: „Habe die furchtbarsten Dinge gesehen“

Bei einem Besuch in Israel sah Baerbock Videos von den Gräueltaten der Hamas.

„Das war der schlimmste Angriff auf jüdisches Leben nach der Shoa“, urteilte die Ministerin sichtlich angefasst. „Wir waren in einem War Room (Lagezentrum, d. Red), und dann hat mir die israelische Armee ungefiltert diese Videos gezeigt. Ich habe die furchtbarsten Dinge gesehen, die man sehen konnte“. Baerbock engergisch: „Aber wenn man nicht bereit ist, sich diesem Leid zu stellen, wie soll ich dann eine Politik machen, die sich dem Leid stellen muss?“

Ihr zweites Beispiel: „Das ist, was auch der russische Angriffskrieg bedeutet: Es gibt Situationen, da brennt einem das Herz. Da würde man als Mensch, als Mutter, einfach sagen: Mach einfach, dass es Stopp ist!“

„Aber“, so Baerbock weiter, „ich bin Außenministerin, und dann auch in solchen Momenten, auch wenn einem das Herz brennt, einen kühlen Kopf zu bewahren, ist das Schwierigste.“

Vorwürfe an andere Politiker

Über Psycho-Tricks anderer Politiker etwa nach den massiven Kriegsverbrechen russischer Soldaten an der Zivilbevölkerung in Irpin und Butscha urteilte die Ministerin: „Wenn man Dinge ausblendet, damit man keine Emotionen zeigt, dann denkt man an etwas ganz anderes, an Fußball-Bundesliga oder an das Wetter.“

Ihr harter Vorwurf: „Wenn ich mir Äußerungen von Politikern anhören, ja, dann verteidigt sich die Ukraine halt nicht mehr: Vielleicht waren diese Politiker bewusst noch nie in der Ukraine, weil sie wissen: Wenn sie selber hinfahren würden, in ein Kinderkrankenhaus, das von einer Rakete getroffen wurde …“

Eine 15-jährige, aus Russland zurückgeholt, habe sie gebeten: „Vergessen Sie die anderen Kinder nicht, die verschleppt sind, geben Sie sie nicht auf!“ Baerbocks Kritik: „Da treffen andere Politiker offensichtlich andere Entscheidungen. Die fahren aber auch nicht hin in die Kriegsgebiete und stellen sich diesem Leid.“

Einladung an Sahra Wagenknecht

Über die als „Putin-Kuschlerin“ kritisierte BSW-Chefin Sahra Wagenknecht (55) sagte Baerbock zum Schluss: „Auch sie lade ich herzlich ein, gemeinsam in die Ukraine zu reisen, um dann noch mal darüber zu sprechen, ob wir wirklich zusehen sollten, wie die nächste Rakete auf ein Kinderkrankenhaus fällt.“