Die erste Frau an der Spitze Mexikos. Claudia Sheinbaum (62) war erst Wissenschaftlerin und Umweltforscherin, dann Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt – jetzt ist sie Staatsoberhaupt von Mexiko (130 Millionen Einwohner).
Sheinbaum (eine Tochter) ist nicht nur die erste Frau an der Spitze, sondern auch die erste jüdische Präsidentin des Landes. Die Familie ihres Vaters wanderte in den 1920er-Jahren aus Litauen nach Mexiko aus, ihre Mutter floh vor den Nazis aus Bulgarien nach Südamerika.
Vorwurf: anti-israelische Haltung!
Religion und ihre Herkunft sind immer wieder ein Politikum – der Vorwurf, vor allem der jüdischen Gemeinde: anti-israelische Haltung!
Viele Angehörige der eher konservativen Gemeinde haben sie nicht gewählt. Einerseits wegen der Agenda ihrer linksnationalistischen Präsidentenpartei.
Vor allem aber: Sheinbaums Verhalten findet die jüdische Gemeinde zutiefst befremdlich.
► Denn: Als am 7. Oktober 2023 Hamas-Mörder Israel überfielen und 1200 vor allem Zivilisten töteten, verlor Sheinbaum kein Wort, sondern machte weiter Wahlkampf. Später verurteilte sie die Hamas zwar, relativierte aber durch die gleichzeitige Anerkennung eines palästinensischen Staates neben Israel.
► Über die Geschichte ihrer Familie, die stark vom jüdischen Glauben und der Verfolgung geprägt ist, hätte sie „aktiv versucht zu sagen: ‚Das bin nicht ich‘“, beklagt Tessy Schlosser, Direktorin des Jüdischen Dokumentationszentrums Mexiko gegenüber der Nachrichtenagentur AP.
Gegner beschimpfte Sheinbaum als „bulgarische Jüdin“
Ihre Gegner nutzen dennoch antisemitische Ressentiments gegen Sheinbaum. Im Wahlkampf bezeichnete Ex-Präsident Vicente Fox (82) sie als „bulgarische Jüdin“ und ihre rechte Kontrahentin als „einzige Mexikanerin“ im Rennen. „Jüdisch und ausländisch zugleich“ twitterte er, als Sheinbaum bei einem Termin einen Rosenkranz mit Kruzifix angelegt hatte.
Zu ihrem Amtsantritt am Dienstag kamen US-First-Lady Jill Biden (73), der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell (77), für Deutschland Ex-Bundespräsident Christian Wulff (65).
Die ersten drängenden Probleme sind Hurrikan-Schäden, die Drogen-Kartelle und der Umgang mit einer kommenden neuen Regierung im wichtigsten Partnerland, den USA.