Jede Stunde, jede Minute wurde das Land am Montagabend nervöser. Wann kommt der Angriff? Und wie heftig wird er ausfallen?

Das waren die Fragen, die sich die Menschen in Libanons Hauptstadt zuflüsterten.

Im Zentrum von Beirut herrscht normaler Verkehr und dennoch: Viele trauen sich nicht mehr raus, selbst hier, denn der Krieg ist in der Stadt angekommen.

In der Nacht, kurz vor Mitternacht, Explosionen. Offenbar wurde ein Waffenlager getroffen. Rauchwolken über der Stadt. Und in vielen Teilen Beiruts ist das Summen israelischer Drohnen zu hören, die dauerhaft über der Stadt kreisen.

Später weitere israelische Angriffe auf Dahieh, den Vorort der Stadt, der schon in den vergangenen Wochen immer wieder angegriffen worden war. Er wird von der Hisbollah kontrolliert, ihr Anführer Hassan Nasrallah sowie mehrere Kommandeure wurden dort getötet.

Am Dienstag dann Gewissheit. Die alte Tageszeitung „An Nahar“ vermeldet: „Die israelischen Streitkräfte begannen mit ‘begrenzten Operationen‘ auf libanesischem Territorium, während die Hisbollah ankündigte, dass sie Soldaten an den Grenzen der beiden Länder ins Visier nahm.“

Die israelische Bodenoffensive gegen die Hisbollah hat begonnen.

In Beirut sind von Tag zu Tag mehr Flüchtlinge auf den Straßen zu sehen, sie fliehen aus dem Süden, wo die Bodenoffensive der Israelis gegen Hisbollah-Stellungen begonnen hat. Viele versuchen auch, aus Beirut zu entkommen, doch viele Fluggesellschaften fliegen Beirut nicht mehr an, fast alle Flüge sind ausverkauft.

In der Bevölkerung gibt es eine große Verunsicherung, wie groß die Offensive ausfallen wird und wie weit Israel vorstoßen könnte. Die Regierung warnt vor einer humanitären Katastrophe wegen Israels Angriffen, aber scheint gleichzeitig kaum Einfluss auf die Hisbollah nehmen zu können.