Stolz verkündet Kanzler Olaf Scholz (66, SPD): Der „Job-Turbo“ zündet! Doch die Steigerungsrate: in Wahrheit eher mau.
Laut Scholz haben inzwischen 266 000 Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland einen Job – 71 000 mehr als im Vorjahr. „Der Job-Turbo hat seit Oktober 2023 zu diesem Anstieg beigetragen“, sagte der Kanzler bei einer Gesprächsrunde in Berlin.
Von wegen Turbo
▶︎ Setzt man die Zahlen ins Verhältnis, wird die Euphorie schnell gebremst. Von den 1,1 Millionen Ukrainern, die seit Kriegsbeginn nach Deutschland geflüchtet sind, hat nur ein knappes Viertel eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gefunden. Das Tempo: eher gemächlich als Turbo.
Hintergrund: Arbeitsminister Hubertus Heil (51, SPD) wollte mit dem „Job-Turbo“ vor allem geflüchtete Ukrainer schnell in den Arbeitsmarkt integrieren. Auch Menschen aus anderen Ländern sollten profitieren.
Hier verkündet Scholz ebenfalls einen „Erfolg“: Aus den acht wichtigsten Asylherkunftsländern (darunter Syrien, Afghanistan und Irak) haben im Jahr 2024 weitere 71 000 Menschen Arbeit gefunden – insgesamt sind es nun 704 000. Auch das ein eher mäßiger Zuwachs.
Scholz fordert „maximalen Pragmatismus“
▶︎ Auch Andrea Nahles (54), Chefin der Bundesagentur für Arbeit, gibt zu, die Vermittlung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt sei bisher „kein Selbstläufer“. Ein großes Problem: die Sprache.
Der Kanzler ruft nun zu „maximalem Pragmatismus“ auf. „Ich kann mir vorstellen, wie schwer es ist, in einem fremden Land von null anzufangen“, sagte er. Das verdiene Anerkennung. Unternehmen sollten Jobs auch an Menschen vergeben, die noch kein perfektes Deutsch sprechen oder deren Qualifikationen noch nicht anerkannt sind, forderte Scholz.
Doch wahr ist auch: Viele Hürden liegen nicht bei den Betrieben. Bürokratie-Irrsinn und wilde Anerkennungsverfahren erschweren meist den schnellen Zugang zum Arbeitsmarkt. Und: nicht alle Flüchtlinge haben die Möglichkeit – oder den Willen – sofort in den Beruf einzusteigen.