Nach dem überraschenden Einstieg der italienischen Großbank Unicredit will Deutschland vorerst keine weiteren Commerzbank-Aktien verkaufen. Das hat der zuständige Lenkungsausschuss in Berlin beschlossen, wie die Finanzagentur des Bundes mitteilte. Das umfasse auch etwaige Aktienrückkäufe der Commerzbank.
Die Commerzbank AG sei ein stabiles und ertragsstarkes Institut, hieß es in der Mitteilung. „Ihre Strategie ist auf Eigenständigkeit ausgerichtet.“ Dies begleite der Bund bis auf Weiteres, in dem er seine Beteiligung aufrechterhalte.
Seit der Finanzkrise ist der Bund der größte Aktionär der Commerzbank. Er hatte jedoch damit begonnen, Anteile zu verkaufen – die Bundesbeteilung schrumpfte um gut 53 Millionen Aktien von 16,5 auf nun zwölf Prozent. Den allmählichen Ausstieg nutzte vor kurzem die Unicredit aus Mailand, um überraschend im großen Stil bei dem Dax-Konzern eingestiegen.
Die Italiener halten mittlerweile neun Prozent der Aktien. Im Zuge dessen war Kritik am Bund laut geworden, der beim Einstieg der Unicredit offenbar überrumpelt wurde. Mit dem Verkaufs-Stopp des Bundes verschlechtern sich die Chancen der Italiener, das Frankfurter Geldhaus zu übernehmen.
Anlegern, die auf eine Commerzbank-Übernahme spekuliert hatten, erhielten an der Börse ebenso einen Dämpfer. Die Aktien verloren im Frankfurter Späthandel 1,3 Prozent, nachdem sie den Xetra-Handel 0,5 Prozent höher bei 15,68 Euro beendet hatten.
Ende Juni zählte die Commerzbank nach eigenen Angaben weltweit rund 38.700 Vollzeitstellen, davon mehr als 25.000 in Deutschland.