Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah (64) ist bekannt für seine ausschweifenden Reden, oft trägt er sie monoton vor. Diesmal, nach der Explosion Tausender Kommunikationsgeräte seiner Terror-Miliz, wirkte er verändert. Am Donnerstagnachmittag wandte er sich mit einer Rede im Live-TV erstmals nach der mutmaßlichen Mossad-Operation an seine Gefolgsleute.

Während seiner Ansprache schien der Terror-Führer immer wieder unsicher. Zwischenzeitlich setzte er seine Brille ab, später wieder auf. Für einen einzelnen Aspekt seiner Rede musste er teils mehrfach auf seine Notizen schauen.

Immer wieder machte er den Eindruck, kurzzeitig den Faden verloren zu haben, während er über die Explosionswelle gegen die Hisbollah sprach.

Nasrallah: Israel ist technologisch überlegen

So gestand Nasrallah auch ein, dass seine Miliz einen schweren Schlag erlitten habe. Er sei „in der Geschichte unseres Widerstands und vielleicht in der Geschichte des Konflikts mit dem Feind beispiellos“. Damit nicht genug: Der Hisbollah sei auch bewusst, dass Israel technologisch überlegen sei, sagte Nasrallah. „Insbesondere weil es von den USA und dem Westen unterstützt wird.“

Gleichzeitig warf er Israel nach den Explosionen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ein „Massaker“ vor. „Innerhalb von zwei Tagen und binnen einer Minute pro Tag hat Israel darauf abgezielt, mehr als 5000 Menschen zu töten“, sagte der Generalsekretär bei einer im Fernsehen übertragenen Rede. Und: „Dieser kriminelle Akt kommt einer Kriegserklärung gleich.“ Israel habe alle roten Linien überschritten.

Die Hisbollah wurde durch die Detonationen von Tausenden Pagern und Walkie-Talkies deutlich geschwächt. Denn: Rund 3000 Menschen wurden durch die Explosionen verletzt, 37 getötet. Beim Großteil davon handelt es sich um Hisbollah-Terroristen. Noch dazu sind durch die Geheimdienst-Operation wohl die militärischen Kommunikationskanäle der Miliz zerstört.

Trotzdem drohte Nasrallah mit Rache. „Die Bestrafung wird kommen“, sagte er. Wann, wo und wie werde man sehen, wenn der Zeitpunkt gekommen sei.

Zunächst aber war es Israel, das während der Rede des Terror-Chefs eine Machtdemonstration abhielt: Zeitgleich flogen israelische Kampfjets über Libanons Hauptstadt Beirut. Dabei gingen die Maschinen in den Tiefflug – und durchbrachen teilweise sogar die Schallmauer.

Es war erneut ein Zeichen an die Hisbollah, dass sie ihre anhaltenden Angriffe auf den teils evakuierten Norden Israels einstellen soll. Seit dem 8. Oktober feuerten die vom Iran gesteuerten und finanzierten Islamisten mehr als 8500 Raketen auf den jüdischen Staat.