Die Umsatzentwicklung der 500 größten Unternehmen Deutschlands steht weiterhin im Zeichen der Konjunktur- und Strukturkrise. Nachdem die Erlöse bereits 2023 um 3,3 Prozent sanken, ließen sie auch im vergangenen Jahr nach, und zwar um 2,1 Prozent.
In den vergangenen 30 Jahren, seitdem die WELT diese Zahl erhebt, ist es bisher nicht vorgekommen, dass in zwei aufeinanderfolgenden Jahren ein negatives Wachstum verzeichnet wurde. Zwar gab es starke Einbrüche in den Jahren 2009 (Finanzkrise, minus 8 Prozent) und 2020 (Pandemie, minus 5,4 Prozent), aber beide Male folgte gleich darauf eine kräftige Erholung.
Die beiden ganz oben positionierten Konzerne konnten indes die Umsätze weiter steigern. Volkswagen wächst um 0,7 Prozent auf 324,7 Milliarden Euro. Die Schwarz Dienstleistung KG, zu der Lidl und Kaufland zählen, klettert um 4,9 Prozent auf 175,4 Milliarden Euro.
Die Autobauer Mercedes und BMW mussten Umsatzrückgänge verkraften und tauschten dabei die Plätze: Mercedes sichert sich mit 145,6 Milliarden Euro (minus 4,5 Prozent) den dritten Platz, BMW folgt mit 142,4 Milliarden Euro (minus 8,4 Prozent).
Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Top-500-Rangliste: Auch Deutschlands größte Unternehmen sind vor den Folgen der Konjunkturkrise nicht gefeit.
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Doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich differenzierte Trends. Während einzelne Branchen stark zu kämpfen haben, gelingt anderen bereits die Trendwende.
Deutschlands Unternehmen in der Krise
Zu kämpfen haben vor allem die klassischen Leitindustrien, die in früheren Jahren oft der Wachstumsmotor der Top-500 waren. Die umsatzstärkste Branche im Ranking ist zwar weiter die Automobilindustrie.
Die Erlöse der Hersteller gingen 2024 jedoch um 3,0 Prozent zurück, die Zulieferer verloren 5,2 Prozent. Die Chemieindustrie büßte 2,8 Prozent ein, die Metallverarbeitung 1,8 und der Maschinenbau 1,6 Prozent.
Mit positiven Zahlen macht der Bausektor auf sich aufmerksam. Insgesamt konnte die Branche um 11,2 Prozent zulegen.
Kräftig gewachsen sind auch der E-Commerce mit 8,0 Prozent, die Gesundheitsunternehmen mit 6,8 Prozent, die IT-Branche mit 6,7 Prozent und die Dienstleistungsbranche mit 3,0 Prozent. Der Lebensmitteleinzelhandel schaffte ein Plus von 4,7 Prozent und die übrigen Einzelhändler 4,0 Prozent.
Einen starken Verlust verzeichneten hingegen die Energieunternehmen mit minus 20 Prozent. Bereits im Vorjahr waren die Umsätze von Energieerzeugern und -versorgern um 29,9 Prozent zurückgegangen. Die Ursache dafür ist ein Nachhall des Energiepreisschocks von 2022, als die Umsätze der Energieunternehmen infolge extremer Preisanstiege um stolze 62,1 Prozent nach oben geschnellt waren.
Inzwischen haben sich die Preise auf den Energiemärkten wieder entspannt. Bemerkenswert: Rechnet man die Umsätze der Energiebranche aus dem Gesamtranking heraus, ergibt sich bei den verbleibenden Unternehmen sogar ein leichtes Plus – allerdings nur von 0,2 Prozent. Im Jahr 2023 hatte dieses „ex Energie“-Plus noch bei 2,7 Prozent gelegen.
Das größte Minus verzeichnet 2024 die Deutsche Bahn mit einem Umsatzrückgang von 42 Prozent. Verantwortlich ist jedoch weniger das operative Geschäft als vielmehr die Ausgliederung der ehemaligen Logistiktochter Schenker, deren Erlöse nun nicht mehr im DB-Konzern verbucht werden.
Auf der Gewinnerseite steht Villeroy & Boch mit einem kräftigen Plus von 57,6 Prozent. Der Grund: die Übernahme der Ideal Standard Gruppe. Knapp dahinter folgen Volvo Car Germany mit einem Zuwachs von 44,5 Prozent und der Rüstungskonzern Rheinmetall mit plus 35,9 Prozent.
Über mehrere Jahre hinweg hat sich vor allem die Messer SE im Top-500-Ranking hervor gearbeitet. In diesem Jahr steht sie auf Rang 201. Der Industriegasehersteller aus Bad Soden am Taunus konnte mit dem konsequenten Ausbau des Geschäfts sowie dem Erwerb von Messer Industries im November 2023 binnen vier Jahre um 278 Plätze nach oben klettern.
Ticketverkäufer und Konzertveranstalter CTS Eventim war mit seinen Zahlen für 2018 erstmals in den Top-500 vertreten – damals auf Platz 484. In diesem Jahr landen die Event-Profis auf Platz 295.
Kurios: Zwischenzeitlich – mit den Umsätzen der Jahre 2020 und 2021 – war das Unternehmen infolge der Coronapandemie sogar wieder ganz aus dem Ranking geflogen. Umso beeindruckender ist, wie sich das Unternehmen zurückgemeldet hat.
Weiter nach vorn arbeitet sich auch Autodoc. Der Online-Ersatzteile-Versender war im vergangenen Jahr zum ersten Mal in die Top-500 eingezogen. In diesem Jahr belegten die Berliner mit einem Umsatzplus von 18,7 Prozent bereits auf Platz 443.
Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds zeigen sich die Konzerne als stabile Arbeitgeber: Die Zahl der Beschäftigten bei den deutschen Top-Unternehmen wuchs im vergangenen Jahr um beachtliche 2,2 Prozent.
Zum Vergleich: Im Jahr 2023 hatten die Top-500 ihre Belegschaften nur um 0,4 Prozent aufgestockt.
Spannend ist auch ein Blick auf die regionale Verteilung: 130 Top-500-Unternehmen haben ihren Sitz in den Industriezentren Nordrhein-Westfalens. Auch Bayern, Hessen und Baden-Württemberg beheimaten zahlreiche der deutschen Top-Unternehmen.
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit „Business Insider Deutschland“ .