Vor wenigen Tagen hat der
US-Kongress den Rescissions Act of 2025 verabschiedet, ein von der Trump-Regierung vorangetriebenes Gesetz zur Rücknahme bereits bewilligter Bundesmittel in Höhe
von neun Milliarden US-Dollar. In dem Gesamtpaket, das vor allem Entwicklungshilfemittel streicht, verbirgt sich ein verheerender
Schlag auch für die öffentlichen Medien in den USA: eine Kürzung von 1,1 Milliarde US-Dollar bei der Corporation for
Public Broadcasting, die Bundesmittel vergibt an Radio- und Fernsehsender wie das National Public Radio (NPR), den Public
Broadcasting Service (PBS) und Hunderte Lokalsender im ganzen Land. Der
Senat stimmte dem Gesetz am 17. Juli mit knapper Mehrheit zu, tags darauf
folgte das Repräsentantenhaus. Damit ist die Bundesfinanzierung der
öffentlichen Medien in den USA für die kommenden zwei Jahre faktisch abgeschafft.
Ich habe sieben Jahre lang als
Filmemacherin für den
öffentlichen Rundfunk bei PBS gearbeitet, eine der letzten Bastionen gründlichen
investigativen Journalismus in den USA. Ich habe in dieser Zeit über bewaffnete
Milizen im Westen der USA berichtet und die höchst umstrittenen Taktiken des FBI im Kampf gegen sie. Ich habe
zu tödlich verlaufenden Polizeieinsätzen in Utah recherchiert und dazu die erste umfassende
Datenbank des Landes aufgebaut. Ich habe zwei Jahre in Flint im US-Bundesstaat Michigan verbracht, und zwar lange, nachdem die
dort seit 2014 auftretenden Probleme mit extrem verunreinigtem Trinkwasser, die sogenannte , aus den Schlagzeilen war. Ich konnte nicht nur die gesundheitliche Gefährdung dokumentieren, die von stark bleihaltigem Wasser ausgeht, sondern dass der Bundesstaat Michigan Informationen über Tote zu verbergen versucht hat.
gab uns als Team die Zeit,
die Ressourcen und die redaktionelle Freiheit, um lange zu recherchieren, in betroffene Communitys einzutauchen und von dort die Wahrheit zu berichten. Solche Arbeit ist nicht möglich ohne größte journalistische Sorgfalt, Zurückhaltung und die unbedingte Verpflichtung, ausschließlich Tatsachen zu berichten.
US-Präsident Donald Trump wirft den öffentlichen Medien in den USA Voreingenommenheit vor, einen Bias. Nach
Jahren bei kann ich jedoch ohne jeden Zweifel sagen: Nirgendwo sonst werden Fakten derart ernst genommen. Jedes Wort wird genauestens geprüft. Jede
Entscheidung über den Tonfall eines Berichts wird diskutiert. Jeder Satz wird mit Sorgfalt durchkämmt, um Faktentreue, Fairness und Genauigkeit zu
gewährleisten. Das sind nicht nur hehre Ideale. Diese Vorgaben stehen in
Redaktionsrichtlinien und werden streng befolgt. In einer US-Medienlandschaft, die
von Eilfertigkeit, Empörung und Klicks getrieben ist, nimmt sich
Zeit und macht es richtig.
Als Amerikanerin, deren Familie und Freundeskreis aus Menschen besteht, die Haltungen aus dem gesamten
politischen Spektrum vertreten, weiß ich, wie selten es ist, im heutigen
Nachrichtenökosystem eine gemeinsame Faktengrundlage zu finden. Und doch habe ich
immer wieder festgestellt, dass die Menschen um mich herum ,
NPR und vertrauen – nicht weil diese Programme der
einen oder der anderen politischen Seite dienen, sondern gerade weil sie es nicht tun. Diese Sender und Sendungen sind
nicht links oder rechts. Sie sind für alle Amerikaner da. Faktenbasiert, von Fairness
geleitet und darauf ausgerichtet zu informieren, statt aufzupeitschen, bleiben
die öffentlichen Medien in den USA einer der wenigen verbliebenen Orte, denen man vertrauen kann.
Die
jetzige Mittelkürzung betrifft weit mehr als nur irgendeinen Etatposten, sie
zielt ins Herz der Demokratie und das einer informierten Bürgerschaft.
In einer fragmentierten Medienlandschaft, die von parteiischen Kanälen und
Echokammern beherrscht wird, in denen sich falsche Berichterstattung ungebremst
ausbreitet, sind die öffentlichen Medien ein Leuchtturm für eine Idee von Gemeinsamkeit. Ihr die Lebensader abzudrücken, wird zu einer noch ungehinderten Verbreitung von Unwahrheiten führen und die
Spaltungen in einer bereits polarisierten Nation weiter vertiefen.
Es geht um mehr als Nachrichten
Die Sender der öffentlichen Medien in den USA tun mehr, als
Nachrichten zu verbreiten: Sie sorgen dafür, dass Amerikanerinnen und Amerikaner informiert,
miteinander verbunden und in der Lage bleiben, die Mächtigen zur Rechenschaft
zu ziehen. Ohne diese Sender würde die Demokratie nicht einfach nur geschwächt; sie würde zu
verkümmern und abzusterben drohen.
Rund
70 Prozent der Bundesmittel für öffentliche Medien fließen direkt an mehr als
570 Lokalsender in den USA. Diese Finanzierung ist wesentlich für den Lokaljournalismus in ländlichen Regionen, Kleinstädten und Gemeinschaften,
die die kommerziellen Medien lange übersehen oder ganz abgeschrieben haben. An
vielen dieser Orte stellen die öffentlichen Medien die einzige verlässliche, eigenständige Berichterstattung über essenzielle Themen wie
Gesundheitsversorgung, Bildung, Umwelt und die örtliche Verwaltung dar.