Hier ließ der Chef noch selbst mähen

Wenn du ein Kind bittest, ein Auto zu malen, wird es zum roten Stift greifen – so soll es Ferrari-Gründer Enzo Ferrari einmal gesagt haben. So ähnlich gilt das offenbar auch, wenn Immobilienmilliardäre wie René Benko einen Rasenmäher anschaffen. Knallrot blitzt das Modell des österreichischen Unternehmers, der gerade wegen des Verdachts auf Insolvenzbetrug angeklagt wurde, auf den Fotos des Auktionshauses Aurena im Schein der Gardaseesonne. Flach liegt er über dem Boden, schwarzer Sitz, gelbe Akzente. Im Hintergrund: Palmen und der Hubschrauberlandeplatz der Villa Ansaldi, in der Benko vor seiner Inhaftierung einige Zeit verbracht hatte, gleich dahinter das Wasser.

Der Rasenmäher, ein GTS 220 D der Marke Gianni Ferrari, wurde Anfang dieser Woche neben anderen Luxusgegenständen aus der Benko-Villa versteigert. Die Auktion ist Teil des Insolvenzverfahrens um den gefallenen Signa-Gründer. Für den Rasenmäher gingen mehr als 50 Gebote ein, wodurch sich die Versteigerung immer wieder verlängerte. Bei 6.700 Euro fiel schließlich der Hammer.

Hinzu kämen, wie ein Aurena-Auktionator sagt, den man per Telefon am Gardasee erreicht, nicht nur Steuern, sondern auch 18 Prozent Provision. Damit liegt Benkos Ferrari noch immer weit unter dem einstigen Neupreis von circa 24.000 Euro. Ein Schnäppchen für einen Großgrundbesitzer, könnte man meinen, wären da nicht all die Gebrauchsspuren, die Schrammen im Lack, die Furchen im Reifenprofil, von Aurena auf den Auktionsfotos prominent inszeniert. Bei Benko wurde augenscheinlich gemäht, offenbar ohne Rücksicht auf Verluste, Rasenkantensteine oder Ähnliches.

Warum kein Mähroboter?

Wer der neue Eigentümer ist, bleibt ebenso unklar wie die Frage, warum dieser nicht zu einem annähernd neuwertigen GTS 220 D gegriffen hat, der bei gängigen Onlineportalen derzeit für knapp 9.000 Euro (VB) zu haben ist. (Oder, wie es normale Reiche tun: zu einem Mähroboter, der von allein fährt.) Gab hier der Skandalpromifaktor den Ausschlag? Das Auktionshaus hält sich bedeckt, auch mit Infos zur Identität des Käufers.

Stellen wir uns also selbst vor, wie Benkos Ferrari-Nachfolger bald mähen wird: Erhaben sehen wir ihn über den Dingen sitzen, den Grasbüscheln, Gartenzwergen und Kleintieren. Das sportliche Lenkrad lässig schwenkend, spürt er, wie der Ferrari schon auf die leiseste Drehung reagiert, Unebenheiten mühelos abfedert, Igeln und gedankenverlorenen Singvögeln elegant ausweicht. Dann überblickt er die grünen Weiten, von der Terrasse bis zur Ligusterhecke. Hinter ihm: Fußballfeldstreifen, vier Zentimeter Grashalme. Vor ihm: wildes Gestrüpp – oder was er dafür hält. Unter ihm: ein kaum gefüllter Schnittbehälter (beim Ferrari-Serienmodell knapp 500 Liter Fassungsvermögen, das Zehnfache gängiger Gardena-Handmäher), dazu ein wassergekühlter Dreizylindermotor mit 22 Pferdestärken.

Allerdings: kein Pferd auf der Haube. Denn in Wahrheit hat Gianni Ferrari rein gar nichts mit dem gleichnamigen Sportwagenhersteller zu tun. Und trotzdem, Kenner wissen es, ist dieser Ferrari der Ferrari unter den Rasenmähern. Ein echtes Statussymbol, gerade für Menschen, die beim Unterschied zwischen Schein und Sein flexibel sind.

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