Russland hat in der Nacht die Ukraine mit
Raketen und einer Rekordzahl an Drohnen angegriffen. Insgesamt seien 728 Drohnen des ursprünglich iranischen Typs Schaheed sowie dessen
Attrappen Richtung Ukraine gestartet worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit.
Dazu kamen sieben Marschflugkörper vom Typ Ch-101 und sechs luftbasierte Hyperschallraketen vom Typ Kinschal. Mehr
als 700 Luftobjekte seien abgewehrt worden, hieß es. Der bisherige Rekord an russischen Drohnen in einer Nacht lag in der vergangenen Woche bei etwas mehr als
500.
Der Leiter der Kommunikationsabteilung der ukrainischen Luftstreitkräfte Jurij Ihnat sagte im ukrainischen Fernsehen, die Luftverteidigung habe dieses Mal gute Arbeit geleistet. Trotzdem habe es Einschläge gegeben. „Ja, es gibt einige Folgen von Kinschal-Raketen. Nicht alle diese Raketen haben ihre Ziele zwar getroffen, aber wir haben einige Konsequenzen“, sagte Ihnat.
Der russische kombinierte Angriff konzentrierte sich laut ukrainischen Angaben auf die im Westen des Landes gelegene Region
Wolyn. „Dazu gehören auch der Flugplatz und einzelne Unternehmen, die in diesem Gebiet vom Feind angegriffen wurden“, teilte Ihnat mit. Der Bürgermeister der Gebietshauptstadt
Luzk, Ihor Polischtschuk, sprach auf Telegram vom schwersten feindlichen Angriff aus der Luft seit dem Kriegsbeginn. Demnach kam es zu Bränden bei einem Unternehmen und in einer Garagenanlage. Tote
seien aber nicht zu beklagen, fügte Polischtschuk hinzu.
Selenskyj fordert neue Sanktionen gegen Russland
Auch in anderen Regionen kam es zu Einschlägen. So wurden im südukrainischen Cherson in den frühen Morgenstunden zwei Personen verletzt. In einem Vorort von
Kyjiw wurde eine Frau mit Verletzungen an der Brust, die durch Drohnenbeschuss verursacht wurden, ins Krankenhaus eingeliefert. Im Kyjiwer Gebiet brachen an mehreren Stellen Brände aus. In der Region Chmelnyzkyj wurde durch den russischen Angriff ein Privathaus beschädigt.
Der nächtliche Angriff auf die Ukraine
war nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj ein „demonstrativer Angriff“ Russlands gerade in der Zeit, wo es so viele Versuche gab, einen Waffenstillstand zu erreichen. Selenskyj nahm die Attacke zum
Anlass, um erneut eine härtere Gangart der Verbündeten gegenüber
der Regierung in Moskau zu fordern. Er verlangte „schmerzhafte“
Sanktionen und weitere Strafmaßnahmen gegen den russischen
Rohölhandel.
Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz sagte in der Generaldebatte im Bundestag, die diplomatischen Mittel zur Beilegung des Krieges in der Ukraine seien ausgeschöpft, und versprach, Kyjiw im Kampf gegen die russische Aggression weiterhin zu unterstützen. Die Regierung in Russland klassifizierte Merz als „ein verbrecherisches
Regime, das mit militärischer Gewalt das Existenzrecht eines ganzen
Landes infrage stellt“. Russlands Ziel sei es, die Ukraine zu zerstören. „Die Bundesregierung wird alles tun, um dies zu verhindern“, sicherte der Bundeskanzler zu.