So heiraten die Deutschen

Vor dem großen Tag steht nicht selten der große Streit: 43 Prozent der Paare geben an, dass sie sich bei der Hochzeitsplanung mindestens gelegentlich ordentlich in die Haare bekommen haben. Kein Wunder: Schließlich geht es inzwischen nicht selten um die Planung einer Feier im Wert eines Mittelklassewagens. Location, Catering, DJ, Kleid, Blumendeko – das geht nicht nur ins Geld, sondern bietet auch genug Anlass für Meinungsverschiedenheiten.

Noch vor drei Jahren gaben laut einer Umfrage des Hochzeitsportals „Weddyplace“ nur 0,4 Prozent der Paare mehr als 40.000 Euro für ihre Hochzeitsfeier aus, dieser Anteil hat sich 2024 auf zwei Prozent verfünffacht. Fast zwölf Prozent haben inzwischen ein Budget von mehr als 25.000 Euro eingeplant und nur noch gut die Hälfte der Brautpaare kommt mit weniger als 15.000 Euro aus. Auch in der Hochzeitsbranche hat die Inflation der vergangenen Jahre voll zugeschlagen.

Nur jedes vierte Paar (24 Prozent) kann da noch sagen, dass es keine Kompromisse eingehen musste. Am häufigsten wird deshalb inzwischen an der Gästeliste gespart: 30 Prozent der Befragten geben an, dass sie bei der Zahl der Feiernden Abstriche machen mussten.

Mit 34,3 Prozent lädt gut ein Drittel der Paare zwischen 50 und 75 Personen zur eigenen Hochzeit ein, bei nur 2,5 Prozent stehen am Ende mehr als 150 Namen auf der Gästeliste, und mehr als jedes vierte Paar entscheidet sich für den kleinen Rahmen und beschränkt sich auf weniger als 50 Partygäste.

Ebenfalls häufig gespart wird an der Traumlocation: Statt Villa am Comer See oder Landhaus in der Toskana, die man von Instagram kennt, wird es häufig dann doch das örtliche Vereinsheim. Schließlich bezahlen zwei Drittel der Paare ihre Hochzeit zumindest teilweise selbst.

Trotzdem gibt mehr als jedes vierte Paar (26 Prozent) an, dass es sich durch die sozialen Medien bei der Planung unter Druck gesetzt fühlt. Getoppt wird das nur noch durch den gefühlten Druck der Familie, den 40 Prozent der Hochzeitspaare spüren. Auch das wundert nicht, denn bei 27 Prozent helfen die Eltern des Bräutigams finanziell, bei 24 Prozent der Feiern die der Braut. Trotzdem nehmen nicht wenige Paare – 17 Prozent – für die Party sogar einen Kredit auf.

Am meisten Geld geben die Paare laut einer Befragung im Auftrag der Firma Kartenmacherei für Essen und Getränke aus. Bei fünf Prozent liegt die Rechnung dafür am Ende bei über 4000 Euro, 13 Prozent schaffen es, diesen Posten unter 500 Euro zu halten. Mit 69 Prozent gibt die große Mehrheit zwischen 1000 und 4000 Euro für das Catering aus. Auch bei den Ausgaben für das Brautkleid und den Hochzeitsanzug macht sich die Inflation bemerkbar, blieben 2021 noch 89 Prozent unter 2000 Euro für diese Posten, sind es 2024 nur noch 59 Prozent.

Die Hochsaison der Hochzeiten geht jetzt gerade zu Ende, 58,3 Prozent der Paare heiraten im Sommer, knapp jedes vierte entscheidet sich für den Frühling, nur drei Prozent schließen im Winter den Bund fürs Leben. Doch die Planungen für den nächsten Sommer laufen längst – und sorgen bei neuen Paaren für Diskussionen.

Aber bei allem Hochzeitsstreit: 94 Prozent aller Paare gaben an, dass sich die Hochzeitsplanung insgesamt „eher positiv“ auf ihre Beziehung ausgewirkt hat. Ob die anderen sechs Prozent trotzdem geheiratet oder sich endgültig zerstritten haben, ist leider nicht bekannt.

Philipp Vetter ist Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er berichtet über das Bundeswirtschaftsministerium, Wirtschaftspolitik, Energiepolitik, Verkehrspolitik, Mobilität und die Deutsche Bahn. Seinen exklusiven WELTplus-Newsletter können Sie hier abonnieren. Er ist seit 2021 Co-Host des WELT-Podcasts „Alles auf Aktien“.