Ein Berater des früheren ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch ist vor einer Schule in einem Vorort der spanischen Hauptstadt Madrid erschossen worden. Das teilte das spanische Innenministerium mit. Medienberichten zufolge hatte er zuvor seine Kinder zum Unterricht in die Privatschule gebracht. Bei dem Opfer soll es sich um den bekannten ukrainischen Juristen und ehemaligen Politiker Andrij Portnow handeln.
Laut der örtlichen Polizei erhielten die Sicherheitsbehörden um 9.15 Uhr Ortszeit einen Anruf, demzufolge vor der renommierten American School of Madrid auf einen ukrainischen Staatsbürger geschossen wurde. Die Schule befindet sich in der wohlhabenden Gemeinde Pozuelo de Alarcón westlich von Madrid.
Dem Mann sei auf dem Parkplatz der Schule mehrmals in den Kopf und in andere Körperteile geschossen worden, als er in einen Wagen gestiegen sei, teilte die Polizei unter Berufung auf Augenzeugen weiter mit. Demnach wurden die Schüsse von mehr als einem Angreifer abgegeben. Die unbekannten Verdächtigen seien zu Fuß in ein Waldstück geflohen.
Opfer war seit 2021 auf US-Sanktionsliste
Portnow galt als enger Vertrauter des prorussischen früheren ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch, unter dem er während dessen Amtszeit von 2010 bis 2014 als stellvertretender Chef des Präsidialbüros diente. Damals hieß es, Portnow sei auf einer Linie mit der russischen Führung in Moskau. Er war unter anderem an der Ausarbeitung eines Gesetzesentwurfs beteiligt, der eine Strafverfolgung von Teilnehmern der Euromaidan-Proteste für eine Annäherung der Ukraine an die Europäische Union vorsah. Zudem war er maßgeblich für den Umbau des ukrainischen Gerichtssystems verantwortlich.
Janukowitsch wurde 2014 gestürzt. Portnow verließ im selben Jahr die Ukraine ins russische Exil. Der ukrainische Geheimdienst leitete 2018 Ermittlungen gegen ihn ein,
wegen des Verdachts auf Hochverrat. Ihm wurde eine Verwicklung in
Russlands völkerrechtswidrige Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim
vorgeworfen. 2019 wurde das Verfahren jedoch eingestellt. Kurz vor dem Wahlsieg Wolodymyr Selenskyjs im selben Jahr kehrte er in die Ukraine zurück, verließ das Land jedoch nach dem russischen Einmarsch 2022 wieder.
In den vergangenen Monaten hatte Portnow in der Ukraine insbesondere dadurch Aufmerksamkeit erregt, dass er erfolgreich juristisch gegen Medien vorging, die ihn als „prorussisch“ bezeichnet hatten. Sanktionen der EU mussten nach erfolgreichen Klagen ebenfalls aufgehoben werden. Das US-Finanzministerium hatte Portnow 2021 auf seine Sanktionsliste gesetzt.