Es ist eine unauffällige, aber doch bemerkenswerte Überraschung
dieses Kinojahres: Die französische Filmemacherin Céline Sciamma, bekannt für besonders
feinsinnige Werke wie (2019) und (2021), hat das Drehbuch zu einem der radikalsten und gleichzeitig
komischsten Horrorfilme seit Langem mitverfasst.
Gemeinsam mit der Schauspielerin und Regisseurin
Noémie Merlant wagt sie sich mit auf das Terrain des
weiblichen Körperhorrors. Wie groß der Boom des inzwischen
ist, zeigte die diesjährige Oscarverleihung: Obwohl sich die Academy traditionell
mit Genrestoffen schwertut, etwa Fantasy-, Sci-Fi oder eben auch Horrorfilme
kaum berücksichtigt, wurde gleich mit fünf Nominierungen
bedacht.
Der Film von Coralie Fargeat erzählt von einer
gealterten Schauspielerin (Demi Moore), die sich durch eine mysteriöse Substanz
eine jüngere, geradezu makellose Version ihres Selbst erschafft (Margaret
Qualley). Was als Verheißung von Schönheit, ewiger Jugend und medialer
Sichtbarkeit über Altersgrenzen hinweg beginnt, schlägt schnell in
Selbstzerstörung um – und mündet schließlich in der vollständigen Zersetzung
ihres Körpers.
ist der prominenteste, aber nicht der einzige aktuelle Film dieser Art. Auch
Marielle Hellers (eine unzufriedene Mutter verwandelt sich allmählich in eine Hundsfrau) oder
Emilie Blichfeldts (das Aschenputtel-Motiv wird aus
Sicht der angeblich bösen und hässlichen Stiefschwester neu erzählt) zeigten
zuletzt mitunter groteske Metamorphosen weiblicher Körper und bedienten sich drastischer
Mittel, um gesellschaftliche Rollenerwartungen und Vorstellungen von
Weiblichkeit zu kritisieren.
Darüber, wie gut das im Einzelfall gelingt, kann man
sich trefflich streiten. Ob etwa patriarchale Machtstrukturen, Schönheitsideale
und Jugendwahn durch radikal überspitzte Darstellungen tatsächlich
dekonstruiert werden – oder doch nur reproduziert. Ob sie aufrütteln oder
abstumpfen. Und ob diese Filme, trotz aller Wut, nicht vor allem eins zeigen:
erneute Demütigungen weiblicher Figuren auf der großen Leinwand.
Vor diesem Hintergrund wirkt wie
ein Tabubruch – und Befreiungsschlag: Der Film setzt weder auf weibliche
Selbstverstümmelung noch auf eine Märtyrerinnenfigur oder geschundene
Frauenkörper. Hier ist es der Körper eines Täters, der zum Objekt des
Schreckens wird, nicht der seines Opfers.