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„Mario und der Zauberer“ von Thomas Mann

Worum geht’s in dem Roman?

ist zunächst einmal eine Novelle. Eine
gutbürgerliche deutsche Familie fährt in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre in
den Sommerferien nach Italien, um sich zu erholen. Das misslingt. Eigentlich
lieben sie Italien, haben herrliche Erinnerungen an das Land. Aber diesmal sind
sie als Deutsche nicht willkommen. Das Land, so erklären die Eltern es ihren
Kindern, mache eine Krankheit durch. Der Name der Krankheit: Faschismus.
Mussolini ist seit einigen Jahren an der Macht und damit hat sich das ganze
Land nationalisiert und moralisch dermaßen aufgerüstet, dass sich die Badegäste
schon von der Tatsache, dass die deutsche Familie ihr achtjähriges Töchterchen
(„mager wie ein Spatz“), nackt am Strand herumlaufen lassen, so empört sind,
dass sie die Polizei rufen. Auch aus ihrem Stammhotel werden die Deutschen,
wegen eines leichten Hustens ihres Kindes, verwiesen. Sie bleiben trotzdem im
Ort. Es sind nun einmal Ferien. Wo sollen sie sonst hin? Eines Abends besuchen
sie eine Zaubershow mit dem Hypnotiseur Cipolla. Dieser Mann ist ebenso
widerwärtig wie genial. Er unterwirft den ganzen Saal seinem Willen. Am
Beispiel des besonders arglosen, gutmütigen, kinderfreundlichen Mario, den er
zu sich auf die Bühne ruft, demonstriert Cipolla seine ganze Kunst. Er raubt
diesem Mario seine letzte Würde, lässt ihn glauben, er, Cipolla, sei eine
sehnsüchtig geliebte Frau, lässt sich küssen. Als Mario erwacht, erkennt er
seine Demütigung vor den Augen des Publikums. Er erschießt den Hypnotiseur. Der
Erzähler nennt dies „ein befreiendes Ende“.

Bestimmen
Sie die Position von Mario und der Zauberer innerhalb der Werke Thomas Manns.

Zeitlich liegt es irgendwo kurz hinter der Mitte. , Thomas Manns erster
Roman, ist 1901 erschienen, sein letzter, , kam 1954 heraus.
1930, als erschien, ist Mann auf dem Höhepunkt seines
Ruhmes. Im Herbst zuvor ist ihm der Nobelpreis für Literatur zuerkannt worden,
der 1924 erschienene ist ein Welterfolg, unterdessen arbeitet Mann
schon an seinem ungeheuer umfangreichen Epos . Vor
allem aber ist Thomas Manns erstes literarisches Werk,
mit dem er sich aktiv in die Tagespolitik einmischt. Nicht nur Essays und
Zeitungsartikel sind nunmehr ein Ort des politischen Aktivismus für den Autor
aus Lübeck. Nein, er führt den Kampf gegen den Faschismus nun auch mit den Mitteln der
Literatur.

Was
versteht man darunter, wenn ein erzählender Text „unverhüllt autobiografisch“
genannt wird?

„Unverhüllt autobiografisch“ wäre ein Text dann, wenn der Autor sich selbst in der Figur
des Ich-Erzählers nicht verhüllen würde. Gäbe er diesem zum Beispiel den
eigenen Namen, oder erzählte er alle Stationen seines Autorenlebens in der literarischen
Figur. Ein literarischer Text ist also „unverhüllt autobiografisch“, wenn einfach kein erkennbarer Abstand zwischen Erzähler-Ich und Autor existiert. Könnte man sagen. In Wahrheit aber ist jedes literarische Ich eine
Verhüllung. Eine Verkleidung. In dem Moment, in dem ein Ich zu Literatur wird, das
heißt, ein kunstvoll gestaltetes Eigenleben in einem Text führt, ist es per se „verhüllt“.
Für Thomas Mann war diese Erkenntnis eine fast schon magische. Er hatte sie, als er – beim
Schreiben seiner früheren Erzählung (1897) – feststellte,
dass er vollkommen radikal und selbstentblößend über sich selbst, seine
tiefsten Seelenqualen erzählen kann, wenn er sich, sein wahres Ich, in
Literatur verwandelt. Für Thomas Mann persönlich war
das ungeheuer befreiend. Und das war es auch für seine Kunst, in dem Moment wurde
er ein Meister, ein Genie der Literatur. Auf bezogen sieht man: Auch wenn wir alle
Originalspuren eines Ferienaufenthaltes der Familie Mann in Italien
rekonstruieren können, und auch wenn all das irgendwie so in der Wirklichkeit
passiert ist, ist auch dieses Buch keineswegs „unverhüllt“. Die Hülle, das ist
die Kunst. Hätte ein Lebensstenograph die Familie Mann begleitet und hätte
alles mitgeschrieben – es wäre ein komplett uninteressanter, heute längst
vergessener Text.

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