Droht das nächste Bündnis zu zerbrechen? Während die US-Regierung mit Vertretern des Iran in Rom zu Gesprächen zusammenkommt, erwägt Israel, die Atom-Pläne der Islamischen Republik mit militärischen Mitteln zu bremsen – notfalls auch im Alleingang.

Wie Reuters jetzt berichtet, schließt Israel einen Militärschlag gegen Irans Atomanlagen innerhalb der nächsten Monate nicht aus. Setzt Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sein Vorhaben um, würde dies erstmal einen militärischen Alleingang darstellen – ohne die Hilfe der USA.

US-Präsident Trump (78) erteilte der Militär-Lösung von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (75) bei dessen Besuch im Weißen Haus Anfang April eine Absage, wie die „New York Times“ vor drei Tagen enthüllt hatte. Stattdessen wolle die US-Seite zunächst auf weitere Gespräche mit dem Iran setzen.

Doch Netanjahu vertraut offenbar nicht vollends in den Erfolg der Gespräche und erwägt, auch ohne die USA militärisch loszuschlagen.

Das Problem: Ein Angriff ohne US-Hilfe wäre laut Reuters unter Berufung auf israelische Offizielle zwar möglich, aber weniger effektiv. Zudem bräuchte Israel immer noch Washingtons Zusage, dass die USA Israel bei einem iranischen Gegenschlag helfen würden.

Nahost-Experte und Sicherheitsanalyst Michael Horowitz erklärt auf BILD-Nachfrage die momentanen Überlegungen der israelischen Regierung.

Er sagt: „Ich denke, es gibt ein Gefühl des Unbehagens gegenüber Trumps Verhandlungsstrategie mit dem Iran. Man befürchtet, dass Trump zu schnelle Zugeständnisse macht.“ Israel habe Angst, dass nicht genug Druck auf den Iran ausgeübt wird und dass die Mullahs selbst mit einem neuen Abkommen ein nuklearer Schwellenstaat bleiben werden, so Horowitz weiter – also weiter kurz vor Vollendung der Atombombe stehen werden.

Am Donnerstag machte US-Präsident Trump nochmals klar, dass er Israel zwar nicht von einem Militärschlag abgehalten habe, er aber derzeit „nicht in Eile“ sei, was die Unterstützung eines solchen angehe.

„Ich glaube, dass der Iran die Chance hat, ein großes Land zu haben und glücklich zu leben, ohne zu sterben“, so Trump. „Das ist meine erste Option. Wenn es eine zweite Option gibt, wäre das meiner Meinung nach sehr schlecht für den Iran, und ich glaube, der Iran will reden.“

Michael Horowitz glaubt indes aktuell nicht an einen militärischen Alleingang Israels. „Obwohl Israel bereit ist, den Iran einseitig anzugreifen, bezweifle ich, dass es das Risiko eingehen würde, die Trump-Administration mit einem unkoordinierten Schlag zu verärgern, insbesondere, solange die Verhandlungen als fortschreitend angesehen werden.“

Sollte Israel dennoch angreifen, würde der Iran wahrscheinlich mit einem Angriff auf US-Interessen in der Region reagieren, was die USA zum Eingreifen zwingen würde.

„Ein einseitiger Angriff wäre für Israel politisch sehr kostspielig“, so Horowitz.