Die eine ist unschlagbar im Witze-Erzählen und trinkt jeden Tag („mindestens zwei Gläser“) Prosecco. Die andere zockt jeden Gegner ab beim Schafkopf-Spielen (beliebtestes bayerisches Kartenspiel, gilt als Kulturgut), ist gefühlt die Königin von Bayern und wird sogar als mögliche Bundespräsidentin gehandelt.
Der Kosmos von Ilse Aigner, CSU-Politikerin und Landtagspräsidentin, und Monika Gruber, Kabarettistin und Autorin, könnte auf den ersten Blick wohl kaum unterschiedlicher sein.
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Beim Gespräch mit BILD wird jedoch schnell klar, weshalb die Erfolgs-Frauen aus Oberbayern seit neun Jahren beste Freundinnen sind; eine CSU-Kollegin von Ilse Aigner, die auch mit Monika Gruber befreundet ist, hatte sie einander vorgestellt. Es war, so sagen sie, „Liebe auf den ersten Blick“. Beide reden viel, schnell und in starkem bayerischen Dialekt. Sie glauben an Gott, sind unverheiratet – und haben eine klare Meinung, u. a. über CDU-Chef Friedrich Merz (69) und dessen Generalsekretär Carsten Linnemann (47).
Ilse Aigner: Die Moni und ich sind nicht immer einer Meinung, wenn es um politische Themen geht. Aber das ist in Ordnung und das muss eine Freundschaft auch aushalten.“ Monika Gruber nickt: „Wir diskutieren, dann ist es gut. Offen gestanden reden wir lieber über unser Privatleben, die Ilse hat so wenig Zeit, da genießt man jede Minute zusammen. Und wenn wir uns treffen, ist es auch immer wahnsinnig lustig.
Und weiter …
Aigner: Die Moni stammt von einem Bauernhof, ich aus einer Handwerkerfamilie. Wir sind ähnlich bodenständig und geerdet erzogen worden. Innerhalb einer großen Familie gehört es dazu, sich einzubringen, da spielt man nicht immer die erste Geige. Ich denke, darum haben Moni und ich die gleichen Werte, die uns prägen.
Sie sind beide katholisch erzogen. Glauben Sie an Gott?
Monika Gruber: Mein Kollege Bruno Jonas sagte mal so schön: ‚Du kannst da gar nicht raus, wir sind katholisch zugerichtet.‘ Also im besten Sinne des Wortes. Mir hat der Glaube schon durch viele dunkle Täler im Leben geholfen. Bei mir war auch nicht alles immer nur rosig, auch wenn es nach außen so aussieht. Als Teenager war ich magersüchtig, während Corona war ich oft verzweifelt mit der ganzen Situation. Da gab mir der Glaube Kraft, auch wenn ich nicht jeden Sonntag zur Kirche gehe. Aber ich zünde oft mal eine Kerze an und bete auch.
Aigner: Mir geht es ähnlich. Ich bin dankbar für meinen Glauben, er nimmt mir beispielsweise auch die Angst vor dem Tod. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn man an nichts glaubt. Da muss man ja wahnsinnig viel Angst haben. Ich stelle mir den Tod so vor, dass die Seele weiterwandert. Wie im Theaterstück ‚Der Brandner Kaspar‘. Alle treffen sich wieder …
Gruber: … und es gibt Weißwürste und alle sitzen an einem Tisch.
Wie reden die beiden über Männer?
Reden Sie auch über Männer?
Aigner: Auch, ja. Aber das erzählen wir jetzt nicht …
Gruber: … weil, so wichtig sind die dann auch nicht, offen gesagt. Also mir zumindest nicht mehr.
Aigner: Mit uns zweien ist es natürlich auch anstrengend für Männer. Diesen Lebensstil muss ein Mann erst einmal aushalten. Man darf nicht unterschätzen, wenn die Frau prominent ist, das macht schon noch was mit Männern, wenn sie nur als Begleitung mitgehen. Da braucht es schon ein gutes, stabiles Selbstbewusstsein und das haben die wenigsten.
Gruber: Ganz schlimm ist es für die meisten Männer, wenn die Frau auch noch mehr Geld verdient. Dabei brauchen wir gar nicht jeden Tag Champagner. Prosecco oder ein Tegernseer Bier tut es auch. (Beide lachen.)
Sie waren beide noch nie verheiratet, was ja manchmal nicht das Schlechteste ist.
Gruber: Wir reden über eine Alters-WG. Noch mit weiteren Freundinnen. Man muss halt schauen, dass jeder auch seinen eigenen Bereich hat. Ich glaube, dass es zunehmend Alternativen geben wird zum Alleinleben. Das größte Problem im Alter ist in meinen Augen die Einsamkeit und das Fehlen von Ansprache. Die Ilse und ich haben große Familien, aber man möchte ja auch nicht den Nichten und Neffen im Alter auf den Zeiger gehen.
„Moni, du wohnst neben einem Seniorenheim“
Aigner: Selbst wenn man Kinder hat oder verheiratet ist, eine Garantie fürs Alter gibt es ja nie. Moni, du wohnst neben einem Seniorenheim …
Gruber: Der Großteil der Leute, die dort leben, haben Kinder und sind im Alter trotzdem einsam oder allein, weil sie nie Besuch bekommen.
Aigner: Die Idee mit einem Haus für Freundinnen fände ich lustig. Allerdings müsste die Moni erst noch das Schafkopfen lernen. Aber einen Verlierer muss es ja geben, der bezahlt.
Beherrschen Sie eigentlich Hochdeutsch?
Aigner: Wenn es sein muss.
Gruber: Alles gesagt. Ich denke ja immer, ich spreche passables Hochdeutsch. Aber jenseits des Weißwurstäquators wird man natürlich sofort als Bayerin identifiziert.
Aigner: Ich werde oft für eine Österreicherin gehalten. Bis 2013 war ich in Berlin im Kabinett von Angela Merkel. Mit ihr und auch den Kollegen habe ich Hochdeutsch geredet. Einmal stand ich mit Gerda Hasselfeldt, damals Vorsitzende der CSU-Landesgruppe, und Friedrich Merz zusammen. Inzwischen versteht er sehr gut Bairisch, weil er ein Ferienhäuschen bei uns am Tegernsee besitzt. Damals hat er uns nur angeschaut mit großen Augen.
Gruber und Aigner kennen Friedrich Merz schon lange
Sie kennen Friedrich Merz schon sehr lange.
Aigner: Ja, fast dreißig Jahre. Wir haben uns gut verstanden, auch in der Zeit, als er aus der Politik ausgeschieden war. Wir hatten immer Kontakt, per Telefon oder wir haben uns in Bayern getroffen. Aktuell, in diesen schwierigen Wochen, lasse ich ihn in Ruhe. Gelegentlich schreibe ich ihm mal eine SMS. Aber ich mache das sehr dosiert. Er hat genug um die Ohren und braucht nicht noch mehr kluge Ratschläge, die bekommt er, glaube ich, ausreichend. Ich freue mich darauf, wenn er und seine Frau mal wieder am Tegernsee sind und wir in Ruhe ratschen können. Oder in die Berge gehen. Wenn jemand über das Alter von Friedrich Merz spricht, rate ich nur, einmal mit dem Ehepaar Merz wandern zu gehen. Danach weiß man, wie fit er auch ist, da kann sich manch Jüngerer eine Scheibe abschneiden. Er hat eine ausgezeichnete Kondition, und die kann er jetzt wahrscheinlich auch gebrauchen.
Gruber: Ich finde seine Frau toll. Ich glaube wirklich, dass sie eine harmonische Ehe führen und sich gut verstehen. Auf Augenhöhe. Ich respektiere Männer, die eine gewisse Kompetenz ausstrahlen und die eine ebenso tolle Frau an ihrer Seite haben. Außerdem kann Merz nicht nur ein abgeschlossenes Studium, sondern auch noch eine erfolgreiche Karriere in der freien Wirtschaft vorweisen. Das ist im Berliner Politikbetrieb schon fast ein Alleinstellungsmerkmal und das imponiert mir grundsätzlich. In unserer leistungsfeindlichen deutschen Gesellschaft ist es ja schon fast ein Schimpfwort, wenn man beruflichen Erfolg hat.
Aigner: Mich ärgert, wenn Menschen, die Merz nicht kennen, behaupten, er habe ein eingestaubtes Familienbild. Das stimmt nicht. Friedrich und Charlotte haben die Kinder gemeinsam großgezogen. Er hat auch die Familienarbeit übernommen. Und er kann richtig lustig sein. Er wirkt auf Fotos manchmal ernst. So schaue ich auch, wenn ich konzentriert bin.
Gruber: Er ist nicht als Entertainer angestellt, sondern soll Politik machen. Ein schloddriger Robert Habeck, der Palliativhelfer der deutschen Wirtschaft, gilt in medialen Kreisen als kompetenter Sympathieträger. Da musst du schon viel Realitätsverdrängung mitbringen. Wobei ich seit der Wahl, genauso wie wahrscheinlich der Rest der konservativen Wähler, geschockt vom Verhalten von Merz und der Union bin: Sie lassen sich von der SPD in den Koalitionsverhandlungen regelrecht vorführen, sodass der für unser Land dringend notwendige Kurswechsel offenbar ausbleiben wird. Dabei bin ich eigentlich Fan von Carsten Linnemann. Ich halte ihn für einen smarten, verlässlichen Typ. Ich würde mir mehr von dieser Sorte Politiker wünschen.
Was macht für Sie beide eine Freundschaft aus?
Aigner: Dass man sich vertrauen und miteinander Spaß haben kann. Und man sich alles offen sagen kann, auch im Vertrauen.
Gruber: Dass man sich auch dann verbunden fühlt, obwohl man sich nicht täglich sieht. Manchmal reden wir wochenlang nicht. Aber das belastet unsere Freundschaft nicht. Jeder hat sein Leben. Ich bin nicht halb so intensiv eingespannt wie die Ilse, da kann man gar nicht verlangen, dass sie jeden Tag anruft. Wenn wir uns dann sehen, ist es immer schön.
Aigner: Die Quantität ist nicht das Entscheidende. Wenn wir uns sehen, ist das Qualität. Was ich an der Moni schätze, ist ihre enorme Hilfsbereitschaft …
Gruber: … und du bist, trotz deiner Position, für jeden zugänglich. Die Ilse ist ein durch und durch offener Mensch, das spüren die Leute. Wenn man dich in deinem familiären Umfeld erlebt, weiß man, wie herzlich du bist, ob mit den Nachbarn, deiner Familie, den heiß geliebten Großnichten. Alle lieben dich. Für mich ist Ilse die heimliche Landesmutter. Es gibt niemanden, der über sie etwas Negatives sagt. Das will in Bayern und der Politik schon etwas heißen.
Aigner könnte auch Bundespräsidentin
Ilse Aigner for Bundespräsidentin?
Gruber: Wenn eine Werbekampagne notwendig ist, werfe ich mich in die Bresche. Unabhängig davon, dass ich Ilse als Freundin schätze. Sie wäre jemand, auf den sich deutschlandweit, parteiübergreifend alle einigen könnten, weil die Ilse einfach etwas Verbindendes hat. In der heutigen Zeit, in der die Gesellschaft gespalten ist, würde ich ihr zutrauen, dass sie vermittelt und versöhnt mit ihrer angeborenen Herzlichkeit und Bodenständigkeit. Mein Gott, wenn ich dran denke, dass die Ilse im Schloss Bellevue sitzt, da muss ich mir sofort eine neue Garderobe zulegen.
Haben Sie einen Lieblingswitz von der Gruberin, Frau Aigner?
Aigner: Es gibt so viele. Ich liebe es, wenn die Moni Alltagssituationen beschreibt und überspitzt.
Gruber: Im Gegensatz zu mir hat die Ilse immer gute Laune. Auch das schätze ich an ihr. Ich bin eher der Grantler. Der bayerische Grant ist bei mir schon schwer verankert und ich zelebriere ihn mit Genuss. Ich meine das dann auch so, wenn ich grantig bin. Aber wenn ich die Ilse sehe, ist das dann wie weggeblasen.