BILD erfuhr exklusiv: Das Bundesinnenministerium will Passfotos auf Papier vorerst weiter zulassen – trotz geplanter Umstellung auf digitale Bilder ab 1. Mai.

Viele Behörden seien technisch bisher nicht auf dem neuesten Stand. Zudem fehle es noch an der notwendigen TÜV-Zertifizierung für das digitale Verfahren. Die Folge? Der alte Prozess mit den gedruckten Fotos bleibt aktiv. Aber nur dort, wo es nicht anders geht. Bis mindestens 31. Juli 2025.

Ein Sprecher bestätigte gegenüber BILD: „Viele Kommunen haben aufgrund der vorgezogenen Bundestagswahl ihre Ressourcen zunächst in die reibungslose Durchführung der Wahlen investiert.“ Und: „Auch die Arbeitskampfmaßnahmen in den Kommunen führten punktuell dazu, dass für den Rollout vorgesehene Standorte nicht ausgestattet werden konnten.“

Bereits im Februar habe sich das Problem angedeutet. Damals verschickte die Behörde ein Dokument an alle 5867 Passbehörden in Deutschland. BILD liegt das Dokument vor.

Dort heißt es: „Auch, wenn nach der technischen Richtlinie ab Mai geänderte Anforderungen an die Lichtbilder gelten, bedeutet dies nicht, dass die technische Möglichkeit, papiergebundene Lichtbilder zu verarbeiten, abgeschaltet wird.“

Heißt: Behörden dürfen Papier-Fotos auch nach dem 1. Mai akzeptieren.

Bei der Online-Reservierung für einen Termin im Amt sollen Bürger sofort sehen: Muss ich ein Passfoto ausgedruckt mitbringen – oder kann ich es digital einreichen. Ob das funktioniert, hängt jedoch laut Auskunft des Innenministeriums von den einzelnen Behörden ab. Wenn diese Information unterbleibt, dürfen die Kommunen die Bürger aber auch nicht wegschicken. Das wäre eine „Sorgfaltspflichtverletzung“, so ein Sprecher des Ministeriums.

Pass-Fotos made in Germany: Plötzlich ein Fall für die rechtliche Grauzone.

Digitale Fotos ab 1. Mai in vielen Pass-Behörden nicht möglich

BILD berichtete über Probleme bei den Passbehörden. Mitarbeiter seien noch gar nicht geschult worden, zudem seien Testläufe in einigen Behörden holprig verlaufen. Nun stellt sich heraus: In manchen Behörden stehen noch keine Terminals. Foto knipsen wird dort ab 1. Mai nicht möglich sein.

Das BMI hatte bereits gegenüber BILD bestätigt, dass nicht alle Passbehörden die neue Technik bekommen. Ein Insider aus dem Ministerium zu BILD: „Einzelne Gemeinden haben bereits signalisiert, dass sie keine digitalen Fotos machen oder auf digitale Clouds zugreifen können.“

Das Chaos ist perfekt!

Fotoboxen laufen wegen Passfotos Sturm

Und auch die Fotoboxen steigen auf die Barrikaden. Denn sie wurden gar nicht in den Prozess eingeweiht. Und das, obwohl im Ausland deutsche Firmen digitale Passfotos für die dortigen Behörden erstellen. Zum Beispiel in Frankreich, Großbritannien oder den Niederlanden.

„Dort sind die Fotoautomaten mit den Servern der Behörden verbunden“, sagt Mitja Hofacher, Geschäftsführer von der ME Group zu BILD. „Täglich laufen viele Tausend Bilder durch unsere Infrastruktur. Seit über 10 Jahren.“

In Deutschland? Hakt es mal wieder an der Umsetzung.

Konsulate akzeptieren Papier-Fotos weiter

Und auch die Auslandsbehörden sind bisher nicht bereit. In deutschen Konsulaten und Botschaften sollen nach BILD-Informationen Papier-Fotos weiter gelten.

Dort fehlt oft noch die nötige Technik und Sicherheit – darum gibt’s dort eine Sonderregelung, das bestätigte ein Sprecher des BMI gegenüber BILD. „Im Augenblick werden dafür die Voraussetzungen geschaffen.“