Häme- und Schäme-Tage für den CDU-Bundestagsabgeordneten Armin Laschet (64), der mit fast 100 km/h innerorts geblitzt worden war.

Doch neben der Tempo-Frage stellt sich langsam die Frage: Hat da einer immer nur Pech, wenn er nach ganz weit oben will – oder kann er es einfach nicht? Denn Laschet könnte sich nun um seinen ganz großen Politiktraum gegurkt haben: das Amt des Bundespräsidenten.

Gehen wir der Pech-Frage nach:

BILD hat am Wochenende enthüllt, dass Laschet in seiner Heimatstadt Aachen mit 97 km/h durch eine 50er-Zone gebrettert war. Statt die fälligen 428,50 Straf-Piepen einfach zu bezahlen und den Lappen für einen Monat abzugeben, erhob Laschet Einspruch: Er habe sich verfolgt gefühlt. Was so viel bedeutet: Ich will nicht zahlen, Angst steuerte mein Auto! Nur: Was hätte er gesagt, wenn er Omas Dackel totgerast hätte – oder mehr? Pech für Waldi – kann er ja nix dafür?

Weil Laschet nicht einfach sagt: „mein Fehler, zahle ich“, hat er nun den Spott-Salat – „Laschet hat den Lappen weg“! Und weil aus Aachen, wo er vor vermeintlichen Verfolgern davonraste, eben die Printen kommen: „Armin und die Printen-Bande.“

Und man fragt sich: Wo ist das Problem, Laschet? Er hat als Bundestagsabgeordneter die Billig-Flüge mit Eurowings, umsonst die Bahncard (1. Klasse!), in Berlin den kostenlosen Fahrdienst des Bundestages und in Aachen und Berlin wartet jemand, der ihn privat fahren würde.

So aber reiht sich die Lappen-weg-Affäre ein bei dem Mann, der von 2017 bis 2021 Ministerpräsident von NRW war: Immer kommt ihm was dazwischen, meistens er sich selbst:

Lehrauftrag an der Uni Aachen. Nach 15 Dozenten-Jahren verdaddelte Laschet einen Berg Klausuren. Noten gab er trotzdem – nach Gefühl. Laschet, Oppositionschef in NRW, verspann sich in Ausreden und verlor 2015 den Lehrauftrag.

NRW-Filz: Geheim-Unterlagen aus der NRW-Landesregierung legen nahe, dass Laschet als Ministerpräsident bei der Auftragsvergabe für die Luxus-Sanierung seiner Staatskanzlei die Finger im Spiel hatte: Ermittelt wird gegen sieben Beschuldigte – unter anderem Mitarbeiter des Bau- und Liegenschaftsamts (BLB) und des Architektenbüros. Bei einer Razzia im Januar hatten 200 Beamte Wohnungen und Büros in ganz NRW durchsucht. Laschet soll auf die Auswahl genau dieses Architekten Einfluss genommen haben.

Kanzlerschaft. 17. Juni 2021: Die CDU steht bei 30 Prozent, der Bundespräsident ist im Flutgebiet an der Ahr, spricht in Erftstadt (NRW) von Verlust und Leid – und Unions-Kanzlerkandidat Laschet lacht sich scheckig. Eine Frau macht einen Scherz und er hat sich nicht im Griff. Ergebnis: Scholz-Sieg (25,7 %), Laschet-Vollpleite mit 24,2 Prozent).

Lobby-Laschet. Nennen wir es ungeschickt: Laschets Polit-Ambitionen stehen mitunter unter Netzwerk-Verdacht. Denn er ist Aufsichtsratschef der RAG-Stiftung. Die soll die Folgen des Steinkohlebergbaus bewältigen – und ist Mehrheitseigner des Evonik-Konzerns. Und der schielt auch wieder auf Russen-Gas. In dem – lesenswerten – Buch „Die Moskau Connection“ widmen sich die Autoren (zwei Kollegen der FAZ) auch Laschet, der „äußerst nachlässig mit Russland“ umgehe und das Diktatoren-Bashing hierzulande geißelt: Es gebe in Deutschlands Öffentlichkeit einen „marktgängigen Anti-Putin-Populismus“.

Schwarz-Grün-Sause. CDU-Chef Friedrich Merz stellt am Freitag, 31. Januar, nach dem Mord-Anschlag auf eine Kita-Gruppe in Aschaffenburg im Bundestag das „Zustrombegrenzungsgesetz“ zur Abstimmung. Gerade hat er mit AfD-Stimmen einen 5-Punkte-Antrag durchgebracht. Deutschland kocht – und Laschet feiert: Er schmeißt am Donnerstag, 30. Januar, in Berlin eine Privat-Sause mit Schwarzen und Grünen. Die Party kommt raus („Stern“) – und alles Verbal-Gekloppe im Bundestag wirkt wie politisches Schmieren-Theater.

Posten-Huber. Er bringt sich nur noch halb versteckt selbst als möglicher Außenminister ins Spiel. Und er gesellte sich über Wochen im Bundestag auffällig nah zur Grünen-Amtsträgerin Baerbock, ließ sich nun sehr fototauglich von ihr mit nach Syrien nehmen.

In der Unions-Spitze, wo sie gerade versuchen, doch noch halbwegs unfallfrei einen Koalitionsvertrag mit der SPD verhandelt zu bekommen, sind sie maximal genervt, von Laschets öffentlich vorgetanzten Ambitionen. Gleiches gilt für Laschets Geturtel mit den Grünen.

Und so fehlt ein dezenter Hinweis aus der CDU-Spitze nicht: Laschets Tanz ums Außenministerium sei für ihn nur der Probelauf. Er wolle 2027 Nachfolger von Frank-Walter Steinmeier und – mit den Stimmen der Grünen – Bundespräsident werden.

Um den Spott eines Unions-Spitzenmanns zu zitieren: „Daran dürfte er nun vorbeigerast sein.“

Bei allem Pech: Es geht ums Können.