In seinen ersten beiden Spielen als neuer Nationaltrainer Englands hat Thomas Tuchel (51) noch kein Gegentor kassiert. Dennoch muss er herbe Treffer einstecken. Die Presse kritisiert ihn, Lothar Matthäus geht auf ihn los und jetzt mischt auch Philipp Lahm (41) mit.

Der ehemalige deutsche Nationalspieler (113 Länderspiele) in einer Kolumne für „The Athletic“: „Egal, wo er gearbeitet hat, irgendwann scheint es immer zu Spannungen zu kommen.“

Und: „Es läuft nicht immer gut für ihn, und wenn es scheitert, liegt es nie an der Taktik, sondern eher an den zwischenmenschlichen Beziehungen.“

Und weiter: „Sein größtes Problem bei Bayern war auch kein sportliches, sondern die fehlende Verbindung zu Führungsspielern wie Thomas Müller oder Leon Goretzka, und die Chemie mit Harry Kane war wohl auch nicht perfekt. Als er im Sommer 2023 eine neue ‚holding No 6‘ im Mittelfeld forderte, verärgerte er Joshua Kimmich, indem er den Medien sagte, dass Kimmich nicht die defensive DNA für diese Rolle habe.“ Bis Juni 2024 war Tuchel Trainer in München, im Januar übernahm er den England-Job.

Lahm: „Egal, wo er arbeitet, irgendwann scheint es zu Spannungen zu kommen. Abgesehen von Mainz (2009 bis 2014) ist Tuchel nirgendwo drei Jahre lang geblieben.“ Nach Mainz war er zwei Jahre in Dortmund, 2,5 Jahre in Paris, 1,5 Jahre bei Chelsea und 1,5 Jahre bei Bayern.

Außerdem: „Tuchel neigt dazu (Unzufriedenheit öffentlich zu äußern; d.Red.). Das kann zu Problemen führen.“

Erst vor wenigen Tagen kritisierte Tuchel selbst seinen Vorgänger für dessen Spielweise. Für Lothar Matthäus ein Unding. Der deutsche Rekordnationalspieler: „Er sollte die Fehler auch mal bei sich selbst suchen und sich so zeigen, dass er über den Dingen steht. Er soll zeigen, dass sein Weg besser ist als der seines Vorgängers.“

Und weiter: „Aber das ist typischer Thomas Tuchel: Der hat auch in München Fässer aufgemacht, die eigentlich zu waren. Er musste immer etwas sagen oder machen.“

Lahm weiß aber auch um die Qualitäten Tuchels. Der Weltmeister von 2014: „Als Tuchel Bundesligatrainer in Mainz wurde, war er gerade 35 Jahre alt, aber seine Besessenheit von der Taktik war sofort klar. Tatsächlich beeinflusste sein detaillierter Ansatz die Art und Weise, wie wir über das Spiel sprachen – deshalb sprach in Deutschland plötzlich jeder von einem „Matchplan“, und das ist bis heute so.“

Und: „Aber auch bei größeren Vereinen konnte sich Tuchel durchsetzen. In Dortmund etablierte er einen klaren Spielstil. Tuchel legte jedoch mehr Wert auf Ballbesitz und Aufbauspiel. Diese Kombination – Tempo und Kontrolle – führte Dortmund 2017 zum Gewinn des DFB-Pokals und ist auch heute noch der Stil, mit dem er in Verbindung gebracht wird.“