Kommt er jemals wieder frei? Der inhaftierte Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu muss bis zu einer Verhandlung im Gefängnis bleiben.

Vier Tage nach der Festnahme des Oppositionspolitikers hat ein Richter seine Inhaftierung wegen „Korruption“ angeordnet. Das berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.

▶︎ Die Festnahme des einflussreichen politischen Gegners von Staatschef Recep Tayyip Erdogan (71) hatte in den vergangenen Tagen Massenproteste in der Türkei ausgelöst: Hunderttausende Menschen gingen dagegen auf die Straße. Es gab Hunderte Festnahmen.

Oppositionelle wie auch Beobachter werfen der Regierung vor, mit ihrem Vorgehen gegen Imamoglu einen politischen Konkurrenten ausschalten zu wollen. Der CHP-Politiker ist der aussichtsreichste Konkurrent von Erdogan bei den nächsten Präsidentschaftswahlen 2028.

Imamoglu wehrt sich gegen Vorwürfe

Die Vorwürfe gegen Ekrem Imamoglu lauten auf Korruption und des Terrorismus. Bei einer mehrstündigen Polizeibefragung sagte der Oppositionspolitiker nach Angaben des Rathauses, die „unmoralischen und unbegründeten Vorwürfe“ zielten darauf ab, sein „Ansehen“ und seine „Glaubwürdigkeit“ zu untergraben.

▶︎ Hintergrund der Terrorermittlungen gegen Imamoglu ist laut Anadolu eine Kooperation zwischen der CHP und der prokurdischen Dem-Partei bei den Kommunalwahlen. Über diese Kooperation habe die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK versucht, ihren Einfluss auszuweiten, zitierte Anadolu am Mittwoch die Generalstaatsanwaltschaft.

Das Absurde: Nach dem Aufruf des des inhaftierten PKK-Gründers und Kurdenführers Abdullah Öcalan, den bewaffneten Kampf in der Türkei zu beenden, steckt Erdogan selbst mitten in Friedensverhandlungen mit der Organisation.

Ungeachtet der Vorwürfe will die CHP den inhaftierten Imamoglu am heutigen Sonntag als Präsidentschaftskandidaten nominieren. Bei der landesweiten Abstimmung sind 1,7 Millionen Parteimitglieder aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Imamoglu ist der einzige Kandidat.