Beim Telefon-Gespräch zwischen US-Präsident Donald Trump und Kreml-Diktator Wladimir Putin wurde auch über verbesserte Wirtschaftsbeziehungen gesprochen.
Auch für Deutschland könnten die Entwicklungen zwischen den USA und Russland Folgen haben. Während die Sorge vor einem ungerechten Deal groß ist, freuen sich einige heimlich über die Aussicht auf bessere Beziehungen zum Kreml – und russisches Gas.
Wie BILD bereits enthüllt hatte, wird an einem neuen Gas-Deal gearbeitet: Die USA könnten die Russen-Pipeline Nord Stream 2 übernehmen und so russisches Gas nach Deutschland bringen.
Jan C. Behrends, Osteuropa-Experte und Geschichts-Professor an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), sagt in BILD: „Es gibt sicher in der deutschen Wirtschaft und bis in die demokratischen Parteien hinein noch diejenigen, die den Merkel-Jahren hinterher trauen.“
Experten zufolge würde von einer Annäherung der USA und Russlands und einem möglichen Gas-Deal rund um Nordstream-2 vor allem Teile der deutschen Gaswirtschaft profitieren, die das Ganze mittragen würden.
Erste CDU-Politiker sprechen schon offen über Russen-Gas
FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (67) sagte bei WELT TV: „Ich weiß aus verlässlicher Quelle, dass in der CDU bereits nach Russland geschaut wird, nämlich dahingehend, auf Dauer wieder russisches Gas zu beziehen, also das zu unterlaufen, was eben ganz wichtig ist für die Bundesrepublik, nämlich von Russland unabhängig zu werden.“
▶︎ Und tatsächlich. Der Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß erklärte auf „Linkedin“, nach einem Deal könne durch Nord Stream „natürlich dann auch wieder Gas fließen“. CDU-NRW-Vize Jan Heinisch sagte zu „Politico“, man müsse im Falle eines Friedens „auch wieder über den Kauf russischen Gases sprechen dürfen“.
Kiesewetter warnt vor „Moskau Conenction“
Kritik kommt vom CDU-Außenexperten Roderich Kiesewetter, er warnt in BILD: „All jene, die schon immer gegen Sanktionen waren, die Nordstream wiedereröffnen wollen und sich wieder voll auf billiges russisches Gas stürzen wollen – all jene, denen der Völkermord am ukrainischen Volk egal ist, sondern die die Moskau-Connection in Deutschland befeuern wollen, all jene würden sich sehr über eine solche Annäherung freuen.“
Insider sprechen BILD gegenüber davon, dass vor allem Hersteller von Landmaschinen und Rohstoffbauunternehmen profitieren könnten.
▶︎ Aber: Unter EU-Sanktionen könnten deutsche Unternehmen nur mit Drittstaaten Geschäfte machen – müssten eigentlich sicherstellen, dass nichts in Russland landet. US-Unternehmen könnten hingegen wieder in den russischen Markt eintreten – sollte Trump die Sanktionen aufheben.
Experte: Neue Abhängigkeit wäre noch größer
Voraussetzung dafür, dass Russen-Gas nach Deutschland fließen könnte: Neben den USA müsste auch die EU ihre Sanktionen aufheben.
Laut Simon Gerards (32), Russland-Experte des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), wäre eine Aufhebung der Sanktionen von europäischer Seite „eine Bankrotterklärung und nicht vorstellbar.“ Klartext: auch Deutschland würde sich damit erneut in eine Abhängigkeit Russlands begeben, die durch Nordstream-1 bestand – 2021 kamen rund 40 Prozent der deutschen Gasimporte aus Russland. „Durch Nordstream-2 wäre die Abhängigkeit voraussichtlich noch größer“, so Gerards.
Die Aufhebung von Sanktionen wäre laut Gerards zudem „ein Geschenk“ für Russland. Das Land leide durch die Wirtschaftseinschränkungen unter einer enorm hohen Inflation, einer Abhängigkeit von China und komplizierten Importwegen.